Härte & Beliebigkeit?
Um es vorweg zu schicken: ich bin nicht erst seit gestern auf JOYclub vertreten, sondern, mit Pausen, schon seit fast einer Dekade dabei. In dieser Zeit ist mir aufgefallen, das der Umgang miteinander härter, wenig empathisch und immer beliebiger wird.Ich möchte hier nicht auf hohem Niveau herum jammern, weil ich keine abbekomme – das Gegenteil ist der Fall. Und dieses Übermaß an Möglichkeiten ruft etwas in mir hervor, was ich schwer greifen oder benennen kann. Ich beobachte eine gewisse Ziellosigkeit im Hinblick auf das Finden eines Spielpartners, da der nächste Dom / Sub interessanter, erfahrener, generöser oder devoter sein und mehr Spaß versprechen könnte. Deshalb geht man keine emotionalen Bindungen ein und dümpelt an der seichten 50 Shades of Grey-Oberfläche herum, weil es zu so etwas wie Tiefgang und Vertrauen erst gar nicht kommt, da man wie ein Schmetterling schon auf dem Weg zur nächsten, vielversprechenden Blüte unterwegs ist.
Der bei mir spontanen Brechreiz hervorrufende Satz „Alles kann nichts muss“ - verdeutlicht dieses Paradox für mich sehr gut und war kurzfristig sogar als Überschrift geplant. Laut Aristoteles sind wir das, was wir wiederholt tun. Was bin ich, wenn ich täglich mehrere Stunden auf JOYclub verbringe, bewerte, Artikel lese und durch Profile zappe? Diese Mischung aus Lotteriespiel, Voyeurismus und Facebook in geil und sexy macht was mit mir, womit ich mich nicht wirklich wohl fühle. Die Attribute, die mir dazu spontan einfallen wären: abgestumpft, oberflächlich und beziehungsunfähig.
Die Erfahrung der letzten Jahre kurz auf den Punkt gebracht: es kommt in der Regel zu keiner tiefergehenden, erfüllenden Beziehung, weil sich ob des nicht nachlassenden Angebots bei der kleinsten Unstimmigkeit sofort „NEXT“ ruft. Auf diese Art und Weise lerne ich aber weder als Persönlichkeit noch emotional dazu und noch entwickle ich mich irgendwie weiter.
Bilden sich durch JOYclub ständig neue Synapsen im Gehirn, oder spricht es vordringlich unser Echsenhirn, das limbische System an, das für Emotionen und Triebverhalten zuständig ist?