Ein anderes Wort für SM-ler?
Ein anderes Wort für SM-ler?Hallo zusammen, mir stellt sich die Frage, ob es für den Teil fetischbegeisterter Menschen, denen es weniger um Schmerz geht, vielleicht ein anderes, besser geeignetes Wort als SMler (Sadomasochisten) gibt?
SADOMASOCHISMUS: Sadismus und Masochismus, die Lust am SCHMERZ zufügen, SCHMERZ erleiden. Wie ist denn der Begriff SADOMASO in der überwiegenden, öffentlichen Wahrnehmung besetzt? Was können Stinos, vorurteilsbelastet wie sie sind, damit anfangen: Sie denken an dunkle Keller, düstere, harte Musik, Schmerzensschreie, die durch die Gewölbe hallen, gefolterte Menschen, die sich nicht wehren können. Sie denken an Menschen, die sich alleine schon durch ihre Optik von anderen abheben: kopfrasiert, gepierct, im Gesicht tätowiert, geritzt, kaputte Typen, eine Randgruppe unserer Gesellschaft, vergleichbar vielleicht mit den Punks.
Für mich persönlich sind selbstverständlich auch diese Menschen und genau auch diese Parties spannend und reizvoll. Aber ich möchte dazu beitragen, dass sich das Bild, das die breite Bevölkerungsmehrheit von „uns“ hat, ändert. Hin zu einem positiveren Image! Und dazu könnte ja eine andere Wortfindung beitragen.
Denn die Realität sieht ja häufig anders aus: Sicher gibt es die SMler, auf denen die Bezeichnung Sadomasochisten tatsächlich zutrifft, Menschen, denen es in erster Linie um den Schmerz geht. Aber wir stellen fest, dass es darüber hinaus einen ganz großen Teil fetischbegeisterter Menschen, gerade hier im Joy, gibt, die mit Schmerz überhaupt nichts anfangen können und wollen. Menschen, die lediglich das Gefühl von Wehrlosigkeit durch verschiedenste Möglichkeiten erleben möchten. Die das Gefühl der Seile auf der nackten Haut toll finden. Leute, die einfach nur das Machtgefälle spielen möchten. Paare, die sich irgendwo in einer spannenden Lokation einmieten, um über einen begrenzten Zeitraum einfach dem Alltagsstress entfliehen möchten. Die sich während dieser Zeit ganz intensiv miteinander beschäftigen, sich als Partner wieder näher kommen, neugierig sind, ausprobieren. Menschen, die Sex einfach mal anders, neu erleben möchten, die sich durch Fesselspiele, und das raten mittlerweile auch Sexualtherapeuten, miteinander einen wundervollen drive geben. Menschen, die in ihren schicken, teilweise hochwertigen Outfits eine Party besuchen und sich an der Musik, der Toleranz und der Vielfalt ihrer Mitbesucher erfreuen. Ein immer größer werdender Teil unserer Gesellschaft, der sich in welcher form auch immer einfach ausleben und dem althergebrachten, vermeintlichen „das tut man doch nicht“-Denken entfliehen möchte. Leute, die eine spannenden, erotische, verschlossene Kiste oder Koffer mit Utensilien unter dem Schlafzimmerbett haben. Und doch sind dies alles letztlich ganz NORMALE Menschen, ganz weit weg von dem Klischee, siehe oben.
So, bitte sehr, aber soll man all diese Menschen nun auch SMler nennen? SADOMASOCHISTEN? Alle in die gleiche Schublade?
Mir fällt da leider kein besseres Wort ein. Aber ich bin davon überzeugt, dass ein anderer Begriff als dieses spreitzige SADOMASOCHISTEN ein viel angenehmeres Standing in der Öffentlichkeit hätte. Ein Wort, eine Bezeichnung, das sich sowohl dazu eignet zu sagen: „Ich bin XXX“ wie auch „dies ist die XXX-Szene“ oder "ich habe auch schon mal xxx ausprobiert"
Fetischbegeistert, experimentierfreudig, abenteuerlustig, sich auslebend würde es vielleicht ja schon treffen, aber viel zu lang, umständlich, nicht nah genug dran.
Ich denke, den Homosexuellen ist es mit ihrem freundlichen, weichen Synonym SCHWUL durchaus schon gelungen, ein angenehmeres Wort für sich und ihre Szene zu besetzen. Für Wowereit war es kein Thema, sich hinzustellen und zu sagen: „Ich bin schwul – und das ist auch gut so!“ Wie hat das auf euch gewirkt? Für mich durchweg charmant, knuffig, positiv besetzt. Aber man stelle sich nun mal vor, unabhängig von der unterschiedlichen Bedeutung der Worte, er hätte gesagt: „Ich bin ein SADOMASO“. Unmöglich, Karriere vorbei. SADOMASO ist halt mit negativen Assoziationen verbunden.
Mir ist bewusst, dass sich ein Wort, eine Bezeichnung in den meisten Fällen immer irgendwie „von selbst“ entwickelt hat, so auch bei schwul. Es wurde nicht krampfhaft danach gesucht. Für mich aber steht und fällt ein großer Teil der öffentlichen Akzeptanz „unseres“ Spiels mit der Begrifflichkeit, schade, dass es da noch nichts anderes gibt und ich noch nirgendwo einen neuen, geeigneteren Wortansatz erkennen kann.
Nun, vielleicht fällt euch ja nun was Neues, Besseres ein. Bitte verzeiht meine lange Schreiberei, ich hoffe ihr wisst, was ich sagen möchte.
Er vom FLAIR