Problem? -> Lösung
Ich finde es ein bißchen problematisch, wenn in Threads wie diesen, bei denen eine konkrete Fragestellung existiert, dann doch sehr schnell wieder irgendwelche Verallgemeinerungen oder Vorurteile in den Raum gestellt werden ("beratungsresistent", "Ego-Probleme", "Pseudo-Doms"), die nur entfernt mit der Fragestellung (-> "Wie...") zu tun haben und niemandem weiterhelfen - weder den geplagten Leser*innen noch der Threaderöffnerin.
Dabei stimme ich vielen von Euch zu, dass es unter den Männern (aber übrigens nicht nur Männern...), die sich selbst als dominant bezeichnen, ganz bestimmt eine Menge gibt, die "unseren" Begriff von Dominanz nicht teilen oder ihn tatsächlich nur benutzen, weil sie mal gehört haben, dass man(n) damit viel leichter ein "gefügiges Weibchen abgreifen" kann. Nur ist das ja kein spezifisches Joyclub-Problem, sondern einfach der Tatsache geschuldet, dass eine Vielzahl von Menschen (beiderlei Geschlechts) oftmals bereits gar nicht über die intellektuellen Kapazitäten verfügen, die eine vernünftige Kommunikation überhaupt erst ermöglichen würden. Und von denen, die zwar über die grundsätzlichen Kapazitäten verfügen, sind dennoch nicht alle in der Lage, diese auch entsprechend zu nutzen (mangelnde Schulung/Erfahrung; persönliche Schwierigkeiten, die bis ins Pathologische reichen können; schlicht und einfach Unwille; etc.pp.)
Merke: Nicht jede/r, der reden kann, kann auch kommunizieren.
Wie auch immer: Die vielfältigen theoretischen Gründe dafür alle hier aufzulisten, ist zwar schön und gut und vielleicht auch mehr oder minder spannend, hilft uns (und der TE) aber nicht wirklich weiter. Wichtiger scheint mir doch die (ja auch so gestellte) Frage,
wiegeht frau (und auch mann) damit um?
Als Antwort möchte ich hier den Tenor einiger dankenswerterweise (!) bereits genannten Antworten aufgreifen (der da grundsätzlich "höflich", "freundlich" lautet) und zu einer, sagen wir mal, mehrstufigen Lösung zusammenführen.
Ich finde, dass für ein höfliches Miteinander
- erstens
überhaupt eine Antwort (dazu vielleicht eine Ausnahme, siehe unten)
- zweitens eine
höfliche Antwort
- drittens eine
klare Antwort
eine gute Lösung sind.
Und wenn diese erste Antwort nicht fruchtet, dann
mehrstufig. Und klarer.
Hier ein wenig zu den Details
"Überhaupt eine Antwort",
Wenn mich jemand freundlich anschreibt, dann halte ich es für eine Selbstverständlichkeit, dieser Person auch zu antworten; das ist - meiner persönlichen Meinung nach - schlicht und einfach eine Frage des Respektes demjenigen gegenüber, der mich adressiert.
Unverdiente Ignoranz ist eine ausgesprochen unhöfliche und auf Dauer auch frustrierende Angelegenheit - vor allem für diejenigen, die sich wirklich Mühe geben, Profile lesen und dann auch noch versuchen, halbwegs charmant zu sein. Wenn all diese Mühen dann mit Ignoranz in Form von genau null Antwort "belohnt" werden, führt das auf Dauer nur zu Frustration, Einstellung aller Bemühungen und zum Versenden von Standardanfragen, was das allgemeine Kommunikationsklima nur (noch) weiter in die Tiefe treibt.
Aus meiner Sicht sollte daher grundsätzlich immer eine Antwort erfolgen, außer (denn Ausnahmen bestätigen ja bekanntlich die Regel
vielleicht in besonders krassen Fällen wie unverlangt geschickter Schwanzbilder oder besonders dummen "Anfragen" in Form superprolliger Stammeleien à la: "Du gehörst jetzt mir. Ab sofort wirst Du dies, das und jenes < insert "Doms" Wichsfantasien here > tun und mir... blablabla..." Leider kein Witz, sowas haben Freundinnen von mir schon so erhalten - einen (anonymisierten) Screenshot zeige ich zur Erheiterung gerne mal bei Gesprächsrunden zum Thema "Dating" oder ähnlichem vor...
"Höfliche Antwort"
Auch hier finde ich, dass zum einen schon aus allgemeinen Höflichkeitserwägungen als auch aus grundsätzlichem Respekt meinem Gegenüber Worte wie "Bitte" und "Danke" zeigen, dass ich selbst mich so verhalte, wie ich es von meinem Gegenüber erwarte. Ein "Nein, passt nicht" finde ich persönlich zwar sehr effektiv und klar, aber eben auch respektlos - vor allem dann, wenn man/frau es auch sehr einfach freundlicher sagen kann (z.B. "Danke für Dein Anschreiben, aber für mich passt das leider nicht.") Auf nähere Erläuterungen würde ich - wie schon einige hier im Thread ebenfalls geschrieben haben - eher verzichten, weil das schlicht und einfach unnötigerweise das Risiko erhöht, dann über diese Erläuterungen diskutieren zu müssen. Sollte jetzt mein Gegenüber nachfragen, warum es denn leider nicht passt / die Ablehnung kommt, so kann man/frau im Einzelfall immer noch darüber nachdenken, ob man seinem Gegenüber auf eine höfliche Nachfrage hin dann doch noch das ein oder andere Detail erläutert. Hintergrund dieser meiner Einstellung ist die Tatsache, dass Kommunikation auch eine Lernsache ist und niemand wirklich etwas lernt, wenn die Antwort auf noch so freundliche Anfragen immer nur "Nein, danke!" ist. Andererseits kann ich es auch gut nachvollziehen, wenn frau nicht jedem Mann intensivst ihre Ablehungsgründe darlegen möchte. Ich denke, hier kommt es sehr auf den Einzelfall an.
"Klare Antwort"
Je klarer die Antwort, desto größer die Chance, dass sie nicht missverstanden wird. Und hier gilt meist: Je kürzer, desto besser. Und zur Klarheit gehört aus meiner Sicht das Wort "Nein". Denn wenn statt des Neins eher lange und blumige Formulierungen wie "Hmmm... bin mir nicht sicher, ob das zwischen uns passen würde..." oder "Du bist jetzt eigentlich nicht so mein Typ..." oder "Ich will aber eigentlich < dies und das und jenes > nicht", dann fehlt dem Rezipienten schon mal das klare "Nein"-Signal und er kann sich selbst (zu Recht!) erzählen, dass die Antwortende ja schließlich nicht "Nein" gesagt hat. Und alle anderen Dinge werden dann gerne mal zurechtgebogen (-> < dies und das und jenes > "hat sich sowieso gerade bei mir geändert" / "wollte ich schon immer mal ändern" / "daran wirst Du Dich schon gewöhnen") und wenn dann noch ein "eigentlich" irgendwo im Satz herumhängt, ist jeder Illusion Tür und Tor geöffnet...
Mehrstufig
Abgrenzung ist oftmals ein schwieriges Ding im zwischenmenschlichen Kontext und ist - wie Kommunikation im allgemeinen - eine Übungssache (auf beiden Seiten). Daher wird es immer mal wieder vorkommen, dass jemand das allererste höfliche "Nein" nicht sofort akzeptiert, sondern noch einmal nachfragt. Und auch das ist jetzt aus meiner Sicht nicht schon "total übergriffig", "typische dummdomsig", "aggressiv", sondern zunächst einmal nachvollziehbar. Menschen (und ja, auch Doms) wollen angenommen werden und wenn dieser Wunsch abgelehnt wird, ist es nachvollziehbar, wenn man(n) wissen möchte, warum. Die Frage ist halt nur, wie man(n) seine Nachfragen formuliert. Aber das generell zu verdammen und sofort den Kommunikationsabbruchs- oder gar "Report"-Hammer zu schwingen, scheint mir deutlich zu hart und unverhältnismäßig.
Sinnvoller scheint es mir, weiter höflich und bestimmt beim "Nein" zu bleiben (Formulierungsvorschläge: "Es ist einfach so, dass es aus meiner Sicht nicht passt. Bitte hab Verständnis dafür, dass ich das nicht weiter mit Dir diskutieren möchte - zumal Dir das ja auch nicht weiterhelfen würde: Du bist völlig okay, wie Du bist, und sollst Dich auch nicht für mich ändern oder gar verbiegen, aber aus meiner Sicht kommen wir nicht zusammen. Es bleibt beim "Nein". < Grußformel >
Kommt dann bei besonders hartnäckigen Exemplaren eine dritte Nachfrage ("aber, aber, aber..."), kann man dann schon deutlicher (aber immer noch höflich bleibend) werden. Auch hier ein Vorschlag: "Lieber xy, ich habe schon zweimal freundlich "Nein" gesagt und tue das hier ein drittes Mal. Bitte hab Verständnis dafür und belass es dabei, weil ich Dich ansonsten sperren / auf die Ignore-Liste / melden müsste. Danke! < Grußformel >
Und wenn dann tatsächlich weiter genervt wird, kann frau eben genau das auch tun: ignorieren / sperren / melden.
Zu soft?
Ich kann mir denken, dass einige das vielleicht als "zu soft" oder "zu mühsam" ansehen, aber zum ersten Punkt bin ich der Auffassung, dass es an vielen Stellen in unserer Gesellschaft oftmals zu sehr oberflächlicher und wenig einfühlsamer Kommunikation kommt - insbesondere in digitalen Medien und ganz besonders beim Thema "Dating". Deshalb versuche ich persönlich, dieser Entwicklung im Rahmen meiner eigenen, geringen Möglichkeiten entgegenzuwirken - und dazu gehört dann auch dieser eher "sanfte" Umgang auch mit etwas nervigen Mitmenschen. Sanftheit ist nicht Schwäche, sondern führt ebenfalls zum Erfolg, nur eben etwas langsamer. Aber das bin nur ich.
Vereinfachung
Was den anderen Aspekt "zu mühsam" angeht, so gibt es hier sehr, sehr einfache Abhilfe: Schreib einfach ein paar (selbst überlegte, hier gelesene, von sonstwem formulierte) Standardtexte in ein Word-Dokument, gruppiere diese Texte in Ablehnungskategorien (-> "Standardantworten", "Nein, die zweite", "Nein, die dritte und letzte" oder wie immer man/frau diese Kategorien benennen will) und kopiere sie dann im Bedarfsfall in die Mailsysteme der jeweiligen Communities. Diese Standardtexte kann man/frau dann immer noch - falls gewünscht - im Einzelfall an eventuelle Sondersituationen anpassen. Das ist supereinfach und führt im Laufe der Zeit (insbesondere, wenn man immer mal wieder an den Formulierungen arbeitet) zu einem wahren Schatzkästlein an Abgrenzungsformulierungen, die einem auch im "wahren Leben" eine großartige Unterstützung sein können (kein Witz, es lohnt sich wirklich...)
So, das war jetzt doch etwas mehr, aber wenn es (insbesondere der TE) hilft, dann war es das wert.
Liebe Grüße,
Mathias