Diese Schere, die in deinem Eingangsposting beschrieben wird, die ist auch mir nicht unbekannt.
Für mich war es so, dass ich versucht habe, mich in der Vergangenheit mental zu disziplinieren, um jemanden zu halten, der nur an einer unverbindlichen Affäre interessiert war und nicht daran, emotional zu investieren. Darüber wurde von Anfang an offen gesprochen und es wurde mir freigestellt, mich darauf einzulassen oder eben nicht.
Ich fand den Menschen und das, was die Affäre versprach (auch eine D/S Konstellation) so spannend, dass ich auf die Erfahrung nicht verzichten wollte. Also ließ ich mich darauf ein in der festen Überzeugung, mich gefühlsmäßig im Griff halten zu können.
Nun, wie in so vielen Fällen, so ging es auch bei mir aus. Ich entwickelte doch mehr Gefühle als gedacht. Mein Partner übrigens auch. Wir befanden uns also irgendwann in einer Situation, die wir so beide nicht gewollt hatten.
Welche Lehre er aus dieser Geschichte gezogen hat, weiß ich letztlich nicht. Er trennte sich am Ende, weil er - wie er sagte - die Sache gefühlsmäßig nicht mehr im Griff hatte und weil so etwas überhaupt nicht in sein Leben passte. Das war nicht nur völlig unverständlich für mich sondern emotional auch sehr hart. Härter vielleicht, als wenn es so gewesen wäre, dass nur ich mich verliebt hätte und er nicht. Zu gehen, WEIL Gefühle da sind... das erschien mir damals absurd. Aber man kann niemanden anbinden und so war die Sache dann zu Ende.
Mein Fazit: ich bin nicht eifersuchtsfrei. Nicht, wenn ich etwas für jemanden empfinde. Ich glaube, dass das kein Mensch ist. Ich glaube, dass Eifersucht ein normaler menschlicher Reflex ist. (Ich spreche hier von Eifersucht im normalen Rahmen, nicht von krankhafter Eifersucht, Kontrollzwang oder Besitzdenken.)
Sobald jemand mir emotional wichtig und nah ist, empfinde ich Eifersucht. Denn dann wird aus dem reinen Triebsex ein intimes Geschehen. Dann berührt man sich nicht mehr nur rein körperlich, sondern öffnet und berührt sich auch seelisch. Und das ist etwas Besonderes oder sollte es zumindest sein. Die Vorstellung, dass mein Partner solche Momente auch mit beliebigen anderen Menschen teilt, ist mir zuwider. Weil sie das, was er und ich teilen, entwertet. Wenn Intimität etwas Beliebiges wird, dann negiert sie sich selbst.
Ich bin nicht eifersuchtsfrei, weil ich nicht gefühlsfrei bin und ich möchte auch keins von beidem sein. Sex nur um des körperlichen Akts willen ... kann man sicher machen, ich wünsche auch allen viel Freude dabei, die das gern machen möchten, aber für mich ist das schon lange nichts mehr. Und ich würde es auch nie wieder anders kommunizieren.
Damals, in der Beziehung, von der ich erzählte, haben er und ich uns am Ende gegenseitig in die Tasche gelogen und uns dadurch gegenseitig geschadet. Ich habe daraus gelernt, dass es wichtig ist, ehrlich mit sich selbst zu sein, weil dies auch zu mehr Ehrlichkeit dem Partner gegenüber führt.
Ich würde darum nie wieder "Eifersuchtsfreiheit" kommunizieren und halte diese auch nicht für ein positives Attribut. Ich würde auch von Männern die Finger lassen, die das Wort als positiv empfinden.