Hmmm ...
--- ich denke wir schreiben aneinander vorbei oder deine Betrachtung ist tatsächlich sehr oberflächlich.
Gordon_N
blackownspurple:
Wo bleibt denn dann die Lust beim Gegenüber des "echten" Sadisten?
Auf der Strecke, sie ist ja nicht das Ziel!
Wenn du die sexuelle Befriedigung meinst?
Ich zietiere mal kurz Wikipedia:
Als Masochismus wird bezeichnet, wenn ein Mensch (oftmals sexuelle) Lust oder Befriedigung dadurch erlebt, dass ihm Schmerzen zugefügt werden oder er gedemütigt wird.
Den ausschaggebenden Teil hab ich mal "fett" makiert.
Es gibt also noch mehr als sexuelle Lust und Befridigung.
Das sind dann Bedürfnisse die mit dem Leid gestillt werden oder Zustände die man nur durch das Leid erreicht und zum Kick führen.
Ich habe nirgendwo geschrieben, dass es mir ausschliesslich um sexuelle lust geht. Ich habe einfach "Lust" geschrieben - insofern entspricht mein verständnis genau deinem Wikipedia-Zitat: Es geht beim Masochismus um Lust!
Lust, die ein Masochist aus den Handlungen und Behandlungen ziehen kann, egal in welcher Form, aber ausschliesslich um Lust und nicht um echtes Leid.
Das ist eine sehr ambivalente und für den Aussenstehenden schwer verständliche Gefühlswelt.
Echtes Leid, mag es Zahnschmerz sein oder Trauer in einem Todesfall oder was auch immer trifft den Masochisten genauso hart wie jeden anderen Menschen auch und ist sicherlich nicht in Lust wandelbar.
Ein "echter" Sadist aber will dieses echte Leid sehen, weil ihm genau das Lust bereitet. Insofern muss er zwangsläufig und tatsächlich über die Lustgrenze des Masochisten hinaus. Genauso verhält es sich mit mit sadistisch motivierter Demütigung und Erniedrigung.
Das du als Reaktionsfetischist (klingt deutlich netter als "unechtsadistisch" wie du es nanntest) gleich den Stempel "pathologisch" rausholst ist zwar Standart, wenn man etwas nicht nachvollziehen kann und es für sich ablehnt, aber sonderlich durchdacht ist es nicht.
Krankhaft ist es erst, wenn es nicht einvernehmlich und nicht kontroliebar ist.
Ich denke wohl, dass ich diese meine Aussagen durchdacht sind. Sie berücksichtigen und betrachten meinen Sadismus und die Gefühlswelten meiner gegenüber. Sie zeigen die Ambivalenzen auf die auf beiden Seiten da sind und die natürlichen Grenzen der Einvernehmlichkeit.
Natürlich ist es relativ einfach Einvernehmlichkeit herzustellen, solange ich mich als Top (... ich schreibe hier absichtlich nicht "Sadist") ausschliesslich im Lustbereich des Masochisten bewege.
Auch meine Lust an der Reaktion wird teilweise befriedigt, aber eben nur teilweise.
Die Reaktion die ich wirklich sehen will, kommt erst im Grenzbereich, eben genau dann wenn die Lustzone des Gegenüber aufhört.
In diesem Bereich Einvernehmlichkeit herzustellen ist m. E. mit reinem Sadomasochismus nicht mehr erklärbar. Dazu muss mein Gegenüber etwas für mich aushalten, das ihm eigentlich echtes Leid bedeutet und eben über seine Lust am Leid hinausgeht.
Dazu ist es eigentlich gar nicht mehr notwendig, dass mein Gegenüber überhaupt masochistisch ist. Im Gegenteil wäre es doch bei einem Menschen, der keinerlei Masochismus aufweist wesentlich einfacher, dieses echte Leid zu erzeugen. Diese Menschen verstehen aber in der Regel meine Gefühlswelt gar nicht. Da wäre es tatsächlich "böser" Sadismus und auch schwer dosierbar und damit schwer kontrollierbar.
Wenn du dich von dem "bösen" Sadisten abgrenzen willst, bleib einfach bei Reaktionsfetischist.
Da steht die Lust (nach dem was man so liest) deutlich mehr im Vordergund als richiges Leid bei dem in der Regel "Rotz und Wasser" fließt.
Ob da tatsächlich "Rotz und wasser fliesst" ist für mich nicht wirklich von Bedeutung. Tatsächlich will ich eine authentische Reaktion sehen und spüren. Ob die nun ruhig und leise oder zappelnd und laut oder weinerlich und in sich gekehrt kommt ist unerheblich. Ich will aber auch für diesen Moment eine Einvernehmlichkeit im Sinne eines Metakonsens auf RACK-Basis.
Das alleine grenzt mich vom bösen, vom pathologischen Sadisten ab. Deshalb ist es für mich o.k. wenn mein Gegenüber 99% Lust bekommt, wenn es dafür dieses Eine Prozent echtes Leid für mich alleine erträgt. Natürlich sind diese prozentangaben rein rethorisch, aber um meinen "echten" sadismus zu befriedigen reicht ein rein sadomasochistisches Zweckbündnis nicht aus. Dann würde ich mir eher vorkommen wie ein Dienstleister.
Gestehe ich meinem gegenüber diese Lust nicht zu, wäre ich in meiner Ethik ein böser Sadist.
Und ich schreibe ausdrücklich über mich, meine Gefühlswelt und erhebe keinerlei Anspruch, dass das allgemein so sein muss.
LG BoP (m)