„Ist es nicht egal, wie man es benennt?
Nein, ich denke, dass es nicht egal ist. Sprache und Verständnis füreinander hängt schon sehr davon ab, ob man das gleiche meint, wenn man es beim Namen nennt...
Du und ich, z. B. :
Du bist sehr devot und hast überhaupt kein Problem damit, Sklavin genannt zu werden. Vielleicht, weil du dich so fühlst, weil das für dich absolut in Ordnung ist und du den Begriff für dich anders definierst als ich.
Mein Begriff von Sklaverei ist ein historisch-soziologischer. Einfach, weil das meine Sozialisation und mein Verständnis des Begriffs ist. Und ich finde, dass Sklave/Sklavin im BDSM-Kontext eine krasse Verharmlosung von heute noch existenten ungewollten Machtverhältnissen ist, was ich persönlich nicht gut finde. Ich abstrahiere das nicht, weil ich es nicht will. Du kannst das, weil du das anders fühlst.
Das ist fein, wenn wir beide Bescheid wissen, wie die jeweils Andere das sieht. Ansonsten können wir uns jedes Gespräch sparen, denn wir würden nur aneinander vorbei reden. Wenn wir uns aber auf die jeweils andere Sichtweise einlassen, kann es uns beide bereichern.
"Auspeitschen" ist für mich genau so ein Begriff. Frage 10 verschiedene Menschen mit und ohne BDSM-Kontext, was sie unter Auspeitschen verstehen und du hast wahrscheinlich 10 sehr unterschiedliche Gespräche.
Ich sehe im Begriff Auspeitschen wieder einen klaren Zusammenhang mit Sklaverei, weil das Auspeitschen im westlichen Kernland der Sklaverei (USA) allein schon deswegen die gängigste Bestrafung war, weil nahezu jeder eine Peitsche hatte (wer Sklaven hatte, hatte meist auch Vieh... daher eine Peitsche).
Für mich ist der Begriff Auspeitschen aus diesem Kontext heraus immer negativ konnotiert. Und steht für mich in Verbindung mit Strafe oder Willkür in Verbindung mit illegitimen Machtverhältnissen.
Für mich als Masochistin, die ein großes Faible für Singletails und vor allem Bullwhips hat, ist "Auspeitschen" ein Begriff, den ich in etwa so stark mit einer Session verbinden würde wie "Eierpfannkuchen".
Ich kann durchaus nachvollziehen, dass so Manche/r durch den Begriff gekickt wird. Das ist auch ok, aber vermutlich werde ich mit diesen Menschen eher nicht warm.
Ich bin immer für begriffliche Trennschärfe, was Wissen um Kontext beinhaltet.
Auspeitschen ist für mich: jemanden mit einer Waffe schlagen, um ihn/sie für ein wie auch immer geartetes Fehlverhalten zu bestrafen, bis dieser Mensch ein solches Verhalten nie mehr an den Tag legen wird (weil die Strafe so drastisch ist). Sprich, bis dieser Jemand gebrochen ist.
Das ist für mich begrifflich nicht in Einklang zu bringen mit einer von beiden Seiten gewollten Session. Und schon gar nicht mit einer liebevollen Beziehung.
Und eine Andere Frau kriegt bei dem Begriff ein feuchtes Höschen.
So unterschiedlich kann man Worte interpretieren. Und genau deshalb ist es wichtig, zu sehen und zu verstehen, wie das Gegenüber darüber denkt.
Sperling