Kapitel 45: Handlungen an der Miss
Auf den nur noch schlecht ablesbaren, verwaschenen römischen Ziffern der der benachbarten Kirchenuhr rückte der Minutenzeiger zur Sechs und es schlug 19:30 Uhr: Pünktlich auf die Sekunde erschien Elly in schwarzem Kleid, ohne Strümpfe, mit ihren nackten Füssen in den Pumps. Die Haare zurückgebunden zu einem Pferdeschwanz, keine Uhr, kein Schmuck, kein Ring an der Hand. Exakt so, wie ich es am Vormittag beauftragt hatte.
Kurz nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sie niemand beobachtet, zog sie sich die Maske an, wie von mir geheissen. Ich trat an sie heran und Elly grinste schelmisch: «Wie ein Murmeltier!» Mit einem ironischen Unterton antwortete ich: «Du bist so ein durchtriebenes Weib!» Elly lachte schallend, mich damit ansteckend. Unbeschwerte Heiterkeit wie zwei verliebte Teenager. Die Stadt war schon viel ruhiger als am Tage, doch die nun sich stetig weiter ausbreitende Dunkelheit übernahm die Regie und die Beleuchtungen aus unterschiedlichen Gebäuden und die Spiegelungen auf dem Wasser machten unseren Spaziergang zu einem fantastisch romantischen Erlebnis. Auf einer der Kanalbrücken küsste ich Elly unvermittelt. Wie in einem alten Cary Grant Film.
Als wir am Ort der Bestimmung angekommen waren, hatte ich Elly durch halb Venedig geführt. Er befand sich in einer sehr schlecht beleuchteten Gasse. Hinter dem Eingangstor stand ein fülliger Türsteher, der uns durchwinkte, als er mich erkannt hatte. Elly krallte meine Hand plötzlich fester. Es dämmerte ihr, dass ich es mit dem «Wir werden nicht alleine sein.» ernst gemeint hatte.
«Keine Sorge, meine Elly.» flüsterte ich in ihr Ohr, bis wir im Gebäude drin waren, einem mit dunklen Vorhängen gesäumten Windfang, ohne Blick auf das wirkliche Innere. Dort befanden sich dort Türen zu einzelnen Toiletten-Abteilen.
«Nun hör mir genau zu: Ich habe Dir eine Ersatz-Halsfessel mitgebracht und eine Augenbinde. Damit Dir nichts passiert, wirst Du nun in der einen Toilettenkabine für Damen beides anziehen und mit dem Lippenstift auf Deine Brüste schreiben «Proprietà Dom G.» Wenn Du fertig bist, öffnest Du das Schloss und klopfst von innen an die Türe – dann hole ich Dich raus. Alles weitere folgt danach.»
Elly’s Augen zeigten diese Mischung aus Verärgerung und Erregung, die ihr so eigen war. Sie konnte jedoch nie verheimlichen, was ihr Körper schon längst für sie entschieden hatte: Immer, wenn sie realisierte, dass die nun folgende Aktion ihr eigentlich gegen den Strich geht, sie aber der gleichzeitigen Erregung erliegt und gehorchen wird. Den eigenen Stolz überwinden, das war ihr schon immer schwer gefallen.
Sie nahm die Utensilien und verschwand für wenige Minuten. Dann hörte ich den Riegel drehen und sie klopfte. Umwerfend sah sie aus... nur den Akzent auf dem «à» hatte sie vergessen, wofür ich sie gleich massregelte. Sie blieb stumm, aber schluckte hörbar. Jetzt war sie in der Sub-Rolle angekommen.
Der Raum, in welchen ich sie führte, war voll von Leuten – etwa 30 an der Zahl. Alles, was Elly vernehmen konnte, waren italienisch sprechende Männerstimmen, welche in ihrem lateinischen Tonfall nach Beschimpfungen klangen. Zwischendurch stachen Peitschenhiebe aus der Gesamtakustik heraus, auch Stöhnen und vereinzelt aufgeregte Schreie von Frauen waren aus weiterer Distanz erkennbar. Nichts von dem Gemurmel verstand sie, dafür war sie der italienischen Sprache zu wenig mächtig. Ich hatte sie bewusst dieser Situation ausgesetzt: Selbst wenn sie einer Anweisung Folge leisten sollte, war es unmöglich, sie zu verstehen. Sie war mir komplett ausgeliefert.
Elly’s Anspannung war durch alle meine Sinne zu vernehmen – sie hielt mich fest, schwitzte und atmete schwer. «Elly, es wird Dich heute niemand anfassen, es sei denn, meine Erlaubnis würde erteilt. Du gehörst mir!»
Dann führte ich sie vier Stufen hoch auf einen erhöhten, wie eine Bühne anmutenden Bereich, aus welchem sich sechs parallele Séparées verzweigten. Diese Bereiche waren voneinander durch Wände, gegenüber dem Hauptraum hinten jedoch nur durch einen Vorhang getrennt. Ich liess den Vorhang zu unserem Séparée offen, so dass jeder hinter uns oder aus dem grossen Plenum heraus zusehen konnte, was ich tat. Drinnen befand sich ein Holzrahmen, mit je einer Fessel in jedem Winkel. Ich zog Elly aus, so dass sie – bis auf Augenbinde und Halsfessel – vollständig nackt war. Dann fixierte ich sie am Holzrahmen, Beine und Arme vom Körper gespreizt. So liess ich sie warten und von anderen Gästen begutachten. Ob sie es mitbekam oder vielleicht ahnte?
«Mein Herr, ich bitte um Erlaubnis und die Möglichkeit, Wasser zu lassen» flehte sie plötzlich. Eine Planänderung – nein, die kam nicht in Frage. Nicht jetzt. «Das hätte Dir früher in den Sinn kommen können, meine Teure. Glaubst Du, jetzt, wo Du angekettet und nackt bist, binde ich Dich wieder los? Überdies bin ich nicht davon überzeugt, dass das nicht wieder eines Deiner zahllosen Manöver ist. Und sollte es tatsächlich keines sein, dann ist Dein Harndrang nur das Resultat Deiner verständlichen Aufregung. Denke einfach nicht an einen Wasserfall!» lachte ich.
Elly stiess die ganze Luft, die sie in den Lungen hatte, ein Schnauben, um ihr Missfallen zu demonstrieren, ohne es zu artikulieren. Der heutige Abend war ohnehin nicht als Kinderspaziergang angelegt und daher bewertete ich ihren kleinen Protest nicht weiter.
Nun liess ich Elly Hände spüren. Es waren eindeutig nicht meine und es waren vier an der Zahl. Ob sie realisierte, dass es Frauenhände waren? Sie fuhren ihr die Beine hoch, an den Busen vorbei. Zum Hals, über die Haare. Zuerst erschrak Elly und verkrampfte sich sichtbar. Sie biss sich sogar auf die Unterlippe, was ich noch nie an ihr gesehen hatte. Ihr Kopf rauchte, bestimmt fragte sie sich, ob ihr Dom G. sein Versprechen gebrochen habe, dass sie nur ihm gehöre? Die ganze Bezeichnung auf ihrer Brust umsonst?
Auf einem Stuhl vor ihr sitzend schaute ich gebannt zu. Wie ein Kopfkino, welches sich plötzlich in Realität verwandelt. Ein Hochgenuss, wie zwei Zofen Elly wirklich gut behandelten, berührten, aber meine im Vorfeld diktierten Anweisungen streng befolgten: Die empfindlichsten Stellen ihres Körpers seien unter allen Umständen auszulassen. Meine wunderschöne Sub entspannte sich zusehends, ja, sie begann die Behandlung zu geniessen. Am Ende hing sie in den Ketten, als würde sie eine wohltuende Massage erhalten.
Unvermittelt liess sie das Wasser laufen, welches unkontrolliert zu Boden plätscherte und von da in alle Richtungen spritzte. Die beiden Zofen erschraken mit einem Kreischen und entfernten sich fluchtartig von Elly, welches ein breites Grinsen aufsetzte.
Ich blieb ruhig im Stuhl sitzen und deutete den Zofen stumm, dass sie sich entfernen und reinigen dürfen. Dann liess ich Elly warten. Sie konnte nicht sehen, und mich nicht hören. Nur die Hintergrundgeräusche anderer Menschen in den Séparées und dem grossen Raum, welche ihrem Spiel frönten. Meine Strafe würde diesmal subtiler sein. Warten war noch nie Elly’s stärkste Disziplin gewesen, ihre Aktion sollte ins Leere laufen.
Zunächst geschah nichts weiter. Doch mit jeder Minute die verstrich wurde Elly nervöser. Dann irgendwann rief sie halblaut: «Hallo?» Ich liess sie eine weitere Minute warten, bevor ich mich erhob und zu ihr schritt. Meine Lippen berührten ihre, und wie vom Blitz getroffen zuckte sie, offensichtlich sich nicht im Klaren darüber, ob es ihr Dom war, der sie küsste, oder eine fremde Person. «Schhhhh.» beruhigte ich sie. «Es ist alles unter Kontrolle. Vertrau Deinem Dom.» Elly begann zu zittern. «Ich sehe, Dir ist kalt. Wir werden sehen, was wir dagegen unternehmen können.» Zwei Schritte vom Holzrahmen entfernt war ein ganzes Arsenal an Utensilien, aus welchen ich nun mich bedienen konnte.
Aufwärmen? Vielleicht später. Ich hatte eine andere, viel bessere Idee, um ihrem Frösteln ein sehr plötzliches Ende zu setzen.