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BDSM und vorherige Traumata

**********henke Mann
9.633 Beiträge
Themenersteller 
BDSM und vorherige Traumata
Angeregt durch die Diskussion im Nachbarthread tauchte bei mir die Frage auf, inwieweit erlittene Traumata unser BDSM beeinflussen, ich möchte den besonderen Fokus auf psychische Traumata legen.

Zur Illustration ein kleines Beispiel: in der Grundschule zerriß ein Mädchen aus einer kleineren Klasse mein Lieblingsbuch, das ich für eine Buchbesprechung mit in die Schule gebracht hatte. Ich gab ihr dafür eine Backpfeife, die auch objektiv betrachtet eher schwach war. Trotzdem fing die Nase des Mädchens an zu bluten, es gab großes Trara und Ärger mit Eltern und Schulleitung.

Seitdem träume ich nachts ab und an davon und meine Hand gegen eine Frau zu erheben ist mir absolut unmöglich.

Eher lustig ist der Fall, dass ich bei meiner ersten Frau nie den Vornamen ihres Ex-Mannes aussprechen durfte - er hieß Holger. Sagte ich "Holger", war ihre Lust sofort im Keller, interessanterweise auch bei Sätzen wie: "Ich hol gerade Kohlen..." o. ä.

Meine Frage ist nun ganz einfach:
Beeinflussen Traumata unser BDSM?
*********5645 Frau
2.384 Beiträge
Ein wirkliches Trauma beeinflusst das ganze Leben, in den unterschiedlichsten Bereichen!
Bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger, und auch die Bereiche in denen es es auftaucht variieren.

Und genau kann das letztendlich nur ein Psychologe individuell bei betroffener Person diagnostizieren *nixweiss*
Ich für mich kann sagen, definitiv JA!

Es gibt so einiges auf meiner Tabu/NoGo Liste, was auf eine Menge Traumata in meiner Kindheit zurück zu führen ist. Früher konnte ich es mir gar nicht erklären. Inzwischen weiß ich, was ich alles verdrängt hatte und woher es also kommt. (und ja, ich bin in Therapie!)

Doch mit dem neuen Wissen und sehr viel Vertrauen in meinen Partner/Dom, beginne ich nach und nach vieles aufzulösen. Und jedes ist ein Sieg und eine Befreiung. Natürlich wird das eine oder andere sicher ein Tabu bleiben, doch das überflüssige fällt mit der Zeit weg und es eröffnen sich neue Perspektiven und Spielmöglichkeiten *zwinker*
*****381 Frau
125 Beiträge
Wie Natascha schrieb, beeinflusst ein Trauma alle Lebensbereiche.
Wie sehr, wie stark, hängt von dem Menschen ab.
Ich für mich musste mein Trauma erst verarbeiten, so dass es mich im Leben nicjt mehr beeinflusst, bevor ich überhaupt anfangen konnte, BDSM auszuleben.
Trotzdem gibt es zwei, eigentlich harmlose Tabus, die auf das Trauma zurückzuführen sind.
*******ard Mann
140 Beiträge
Wie immer, schöne Frage.
Wir schließen uns den beiden Vorschreibern an.
Ja, wie alles, irgendwie alles im Leben beeinflussen kann, ist es auch hier möglich.
Warum sollte denn das BDSM vom sonstigen Leben und der Wirkung davon ausgeschlossen sein?
Schließlich gehört es zu deinem Leben dazu, nicht?

Bleibt die Frage, ob man sich seiner schlechten Erlebnisse und oder Traumata bewusst ist? Oder sie durch Schlüsselreize hervorgeholt werden?
Vieles ist uns vielleicht gar nicht wirklich bewußt und erst, wenn der Punkt da ist, kommt der Aha-Effekt.

LG
CollideandBurn -w-
Nebenbei
und ein wenig abseitig des Themas die, zugegebenermaßen leicht sarkastische Frage: ist man heutzutage ohne veritables Trauma überhaupt noch gesellschaftsfähig?
Sarkastische Antwort: Es gibt da den Button rechts oben... "Nicht mehr beobachten" *zwinker*
*******_r_d Paar
91 Beiträge
Traumata
Hallo

ich für meinen Teil denke, dass es eher darauf ankommt, inwieweit hat man ein vorhandenes Trauma erkannt und zweitens inwieweit hat man es verarbeitet.

Gibt es Situationen oder Schlüsselreize, die etwas ungewollt hervorholen und dadurch eine ganze Situation kaputt machen können oder schafft man es diesen Gefühlen die Stirn zu bieten und sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren?

Traumata beeinflussen einen das ganze Leben - Ja, aber wie weit hängt von jedem selbst ab.

Wenn vorherige Traumata durch eine BDSM Erfahrung ausgelöst wurden, ist ein weiteres Spiel in dem Bereich sicher mit Vorsicht zu genießen.

Aber es kann funktionieren wenn man das Trauma verstanden hat und Triggerpunkte umgeht.

Der Mensch ist auch dafür geschaffen, schwierige traumatische Situstionen auszuhalten und irgendwann zu verarbeiten, wenn man es zulässt.

Somit müssen gemachte Traumatische Erfahrungen nicht zwangsläufig eine BDSM Situation beeinflussen, können es aber.


LG
Venereum.
Es ist unerheblich, ob die Traumata durch BDSM Erlebnisse oder anderes verursacht sind.

Wer unabsichtlich einen Trigger auslöst wird u.U. eine sehr böse Überraschung erleben.
Wer absichtlich damit spielt, sollte sich aber seiner besonderen Verantwortung bewusst sein.

Der Mensch ist auch dafür geschaffen, schwierige traumatische Situstionen auszuhalten und irgendwann zu verarbeiten, wenn man es zulässt.
Nein, das stimmt so nicht... denn dann bräuchten wir keine Therapeuten! Es zu zu lassen ist oftmals nicht ausreichend und viele Menschen sind sich Aufgrund von Verdrängung ihrer Traumata auch gar nicht bewusst. Können also gar nicht verarbeiten.
*******e_S Frau
28.897 Beiträge
**********henke:
Beeinflussen Traumata unser BDSM?

Diese Frage kann ich leider nicht beantworten, da ich nur von mir und über mich derartige Aussagen treffen kann. Ich hatte das Glück, weder als Kind noch als Erwachsene einem traumatischen Erlebnis ausgesetzt worden zu sein. Es gab Erlebnisse, die ich nicht noch einmal erleben möchte, die mich beeindruckt haben. Doch ob diese jetzt noch eine große Rolle spielen? Es fühlt sich nicht danach an. Ob meine Erlebnisse/Erfahrungen als Traumata eingestuft werden könnten, weiß ich auch nicht.

Ich habe auch keinerlei psychologische Ausbildung, um mir da ein Urteil über andere Menschen erlauben zu dürfen/können.

Sicherlich hat es den Anschein, dass BDSM zur Verarbeitung von Traumata hilfreich sein könnte. Doch das können nur Betroffene für sich entscheiden. Eher tragisch finde ich in diesem Zusammenhang die Verallgemeinerung, die ich immer wieder lese. Ich möchte einem Betroffenen keinesfalls zu Nahe treten bzw. verunglimpfen! BDSM scheint bei vielen Hand in Hand mit professionellen psychiatrischen Behandlungen einher zu gehen. Das macht mich nachdenklich.


**********henke:
Seitdem träume ich nachts ab und an davon und meine Hand gegen eine Frau zu erheben ist mir absolut unmöglich.

Ich träume nicht von Schlägen, kann trotzdem meine Hand nicht gegen einen anderen Menschen erheben. Ich habe auch nie richtige Gewalt außerhalb vom BDSM erlebt. Habe ich bisher Glück gehabt oder verarbeite ich Erlebnisse anders? Ich weiß es nicht...
Nun, wenn einige von uns, BDSM als unterstützendes Hilfsmittel einsetzen um ihre Traumata aufzuarbeiten... warum nicht. Denn im BDSM kann man wegen des besonderen Vertrauensverhältnisses zu seinem dominanten Part oftmals auf Ebenen gehen, die ein Therapeut nicht betreten kann und darf.

Bedenklicher finde ich eher, wenn BDSM STATT Therapie genutzt wird. Wie z.B. von vielen Borderlinern. Die sich dann den Arsch versohlen lassen statt zu ritzen.... und eben auch keine Therapie machen.
Ich bin ein Flickwerk...
wer mehr wissen will, mag sich durch meine vielfältigen HPs wühlen...

Aber:
Maso war ich schon vor meinen Traumata!

Schon als kleines Etwas liebte ich spezielle Schmerzen... sehr zum Unwillen meiner mich ärgernden Cousins...

Aber:
natürlich hat mein damaliges Schicksal Einfluss auf mein heutiges Leben - nicht nur auf den BDSM-migen Teil.

Inzwischen habe ich mich aber mit mir ausgesöhnt...
*****saz Mann
1.200 Beiträge
Meine Frage ist nun ganz einfach:
Beeinflussen Traumata unser BDSM?


Einfache Antwort: Ja.

Ein echtes Trauma ist etwas so tiefgreifendes, dass es die Psyche beeinflusst - und sei es nur durch den Versuch, sich nicht damit auseinanderzusetzen. BDSM kann durch Traumata ausgelöst, beeinflusst, verändert werden; wobei nicht jeder BDSMer notwendigerweise ein Trauma aufweist. BDSM kann eine Möglichkeit unter mehreren sein, sich im einhegten Raum mit einem Trauma auseinanderzusetzen, wenn dieses im Zusammenhang mit der Neigung steht. Dazu gehört allerdings ein hohes Maß an Reflexionsbereitschaft und -vermögen..
Ein echtes Trauma ist etwas so tiefgreifendes, dass es die Psyche beeinflusst - und sei es nur durch den Versuch, sich nicht damit auseinanderzusetzen.

Dass es unechte gibt, war mir nicht bekannt; Danke für den Hinweis.
**********_et_M Paar
4.057 Beiträge
Meine Frage ist nun ganz einfach:
Beeinflussen Traumata unser BDSM?

*ja*

Es führt bei mir bis hin zur Blockade. Der Einzige, der mich über meine Grenzen hinaus führen kann, ohne eine solche Blockade auszulösen, ist mein Herr.

Anfassen ist eines meiner Probleme. Ohne Traumata wäre es keines.
****la Frau
333 Beiträge
Ohne alles gelesen zu haben......
Bei mir war BDSM irgendwann ein mittel zum Zweck um mich nicht mehr selber zu verletzen. Unbewusst habe ich während der sessions mich immer neu retraumatisieren lassen. War ein langer weg der Erkenntnis. Mittlerweile bin ich nur noch aktiv und spiele nur wenn ich psychisch stabil bin und kontrolliert bin um alles von früher auf den passiven männlichen Part nicht zu über tragen. Mit weiblichen subs habe i h dagegen kein Problem *g*
Ja, klingt alles ziemlich krass, aber ich kann euch versichern das ich mich nie hin reissen lasse.
*****gla Mann
244 Beiträge
Beeinflussen Traumata unser BDSM?

ääh ja. Unter Umständen ^^ Stichworte: Extremsituation, evaluative Konditionierung etc...
potenziell genau wie alle anderen persönlich-historischen Gegebenheiten - die Frage ist glaub ich eher "wie sehr" und "wo" - und da würd ich sagen, dass das sehr individuell ist (wer hät's gedacht). Mal sind das vollkommene NoGo-s, mal werden ähnliche Mechanismen zum Kick. Ne Systematik ist mir da leider nicht bekannt und genauer betrachtet fällt mir nichtmal ne küchenpsychologische Argumentationslinie ein, die genauer als "kann gut sein" ist...

Gibt es Situationen oder Schlüsselreize, die etwas ungewollt hervorholen und dadurch eine ganze Situation kaputt machen können oder schafft man es diesen Gefühlen die Stirn zu bieten und sich auf das hier und jetzt zu konzentrieren?

Traumata beeinflussen einen das ganze Leben - Ja, aber wie weit hängt von jedem selbst ab.

ich will ja nich pöbeln (also doch, ich will schon, aber...)... aber sollte die Argumentation in Richtung "lass dich nicht von deiner Psyche kontrollieren" oder "es sind doch nur Gedanken" gehen, ist das argumentativ dünnes Eis.

Wenn vorherige Traumata durch eine BDSM Erfahrung ausgelöst wurden, ist ein weiteres Spiel in dem Bereich sicher mit Vorsicht zu genießen.

Aber es kann funktionieren wenn man das Trauma verstanden hat und Triggerpunkte umgeht.

das kommt auf die Definition von "funktionieren" und das eigene Ziel an. Ich kenne auch diverse Beispiele, wo gewollt in trauma-ähnliche Richtung gespielt wird. Allerdings ist mir ein Rätsel, was du mit "verstehen" eines Traumas meinst. Sollte das auf ne (religiöse) Überzeugung, dass "alles einen Sinn hat", rauslaufen, zieh ich die Frage zurück.

Der Mensch ist auch dafür geschaffen, schwierige traumatische Situstionen auszuhalten und irgendwann zu verarbeiten, wenn man es zulässt.

Hier sollte ein Absatz stehen, den ich gerne in durchgestrichen erhalten hätte, es aber sein lasse, weil er persönlich angreifend und herablassend war (und ich keine Funktion für durchgestrichene Buchstaben hier gefunden habe). Da ich mich eines besseren besonnen habe, kann ich dich nur zu deiner Kontrollüberzeugung beglückwünschen und wiederum auf argumentativ dünnes Eis und Ableismus zum selber googlen verweisen.

Dass es unechte gibt, war mir nicht bekannt; Danke für den Hinweis.
danke ^^ (Verweis "Gatekeeping" im Bereich Inklusion) Aber ernsthaft: ja, ich bin (persönlich subjektiv) davon überzeugt, dass es Abstufungen gibt. Gleichzeitig hat niemand - vor allem ohne Expertise und Auftrag - jemandem ein Trauma abzuerkennen. Die Art von Zynismus, die aus Traumata ernsthaft ein "meins is aber größer als deins" macht, bleibt selbst mir im Hals stecken.
zum Thema "echte" "unechte" Traumata:

Es gibt den
---allgemeinsprachlich-umgangssprachlichen Begriff des Traumas.
(darunter fällt das, was ich bisher hier so an Beispielen gelesen habe)

---den medizinisch-wissenschaftlichen Begriff des Traumas
(davon hat, gottseidank, von den beschriebenen Beispielen noch keiner Eines erlebt)


Denn medizinisch-wissenschaftlich ist die Messlatte dafür erheblich höher angelegt.

Der Frontsoldat, der miterleben mußte, wie nach _Granattreffer die Gedärme seines Freundes aus der Bauchwand quellen, DER ist traumatisiert.
Eine Natascha Kampbusch die über Jahre gefangengehalten und vergewaltigt wurde, DIE ist traumatisiert.
Rein medizinisch-wissenschaftlich gesehen, ist jedoch eine Frau, die einmal vergewaltigt wurde nicht unbedingt zwangläufig auch traumatisiert.

Von welchem Trauma reden wir hier also?
---vom umgangssprachlichen, daß eigentlich keins ist?
---oder vom wissenschaftlichen, WIRKLICHEN Trauma?

Mit dem Thema habe ich mich mal sehr lange intensiv auseinandergesetzt.
Durch eine Ex-Beziehung mit einer WIRKLICH traumatisierten Frau im wissenschaftlichen Sinne.

Und bin in dem Zusammenhang zu den Erkenntnissen gekommen:

---das traumatisierte Opfer kann dazu neigen, BDSM als normal für den Rest ihres Lebens zu empfinden.
(Weil es viel einfacher ist, zu sagen, "das IST jetzt so bei mir", als sich mit den Ursachen ihres Traumas auseinanderzusetzen und sich in Therapie zu begeben)

---daß das die perfekte Ergänzung zu gewissenlosen Hardcoredoms ist.
(da quasi unbegrenzt alles möglich)

---daß ich es, (vor diesem Hintergrund), nicht mit meinem Gewissen vereinbaren kann, mit dieser Frau so BDSMig umzugehen, wie ich es mit einer Frau ohne diesen Hintergrund, einer gefestigten Frau kann.

Meiner Überzeugung nach, gehört ein(e) sub mit einem WIKLICHEN Trauma im wissenschaftlichen Sinne, nicht in eine BDSM-Beziehung, sondern in Therapie.
********egel Paar
2.633 Beiträge
*****gla:
ja, ich bin (persönlich subjektiv) davon überzeugt, dass es Abstufungen gibt. Gleichzeitig hat niemand - vor allem ohne Expertise und Auftrag - jemandem ein Trauma abzuerkennen. Die Art von Zynismus, die aus Traumata ernsthaft ein "meins is aber größer als deins" macht, bleibt selbst mir im Hals stecken.

Ich habe mich hier ertappt gefühlt. Weil ich das Trauma aus dem EP als irgendwie lächerlich angesehen habe, angesichts der Traumata, die es eben gibt und die ich selbst auch erlebt habe.
Ich habe in meiner letzten stationären Therapie mehrfach von Mitpatienten/innen gehört "was du hinter dir hast, da fühl ich mich klein, da bin ich so viel schwächer". Und meine Antwort darauf war immer die gleiche:
Leid und damit auch Trauma ist in höchstem Maße subjektiv und deshalb nicht vergleichbar.

Zum Thema:
Wenn Traumata bestehen und sie bewusst sind, dann sollte darüber so detailliert wie möglich in der Partnerschaft gesprochen werden. Bekannte Trigger müssen benannt werden, weil der Gegenpart das einfach nicht riechen kann.
Grenzen und Tabus müssen klar definiert sein.
Trigger können natürlich auch unbewusst sein. Wenn aber ein Partner bereits weiß, dass da ein oder mehrere Traumata bestehen, kann er/sie im Falle eines ungewollten triggerns viel besser damit umgehen.

*******teel:
Bedenklicher finde ich eher, wenn BDSM STATT Therapie genutzt wird. Wie z.B. von vielen Borderlinern. Die sich dann den Arsch versohlen lassen statt zu ritzen.... und eben auch keine Therapie machen.

Zu so viel Verallgemeinerung und Missverständnis fällt mir tatsächlich nur noch wenig ein.... genau solche Aussagen führen dazu, dass Vorurteile wachsen. Insbesondere wenn solche Aussagen von einer solch erfahrenen und quasi professionellen Person kommen. Wahrlich ein Bärendienst für alle, die eine Neigung leben wollen und psychische Probleme haben (selbstverletzendes Verhalten ist ein Symptom, welches nicht nur bei BPS auftritt, sondern auch und oftmals bei posttraumatischer Belastungsstörung).

Sperling
Nun, liebe Sperling ich selbst habe komplexe PTBS und Selbstverletzung ist mitnichten ein typisches Symptom bei dieser Erkrankung.
Die Hauptsymptome sind
Flashbacks
Vermeidung, Verdrängung, Vergessen des Geschehens
Nervosität, Angst, Reizbarkeit
Verflachung der Gefühle und Interessen
und zusätzlich noch Neigungen zu Depressionen oder Suchterkrankungen

Und wie Du geschrieben hast, wer psychische Erkrankungen hat, der sollte das seinem Partner ganz genau kommunizieren.

Doch um das zu können sollte man dann auch wissen wie es um einen steht. Und dafür ist so eine Therapie ganz hilfreich. Daher meine Bedenken, wenn man BDSM statt Therapie macht. Eben weil man dann seinem Partner nicht mitteilen kann, wo man genau steht. Und wie er im Notfall reagieren sollte oder wen man im Notfall anrufen kann (Therapeuten oder Klinik)
********egel Paar
2.633 Beiträge
Nun, liebe VelvetSteel, ich gehe hier sicher nicht auf meine eigene psychische Verfassung ein.
Ich bin mir der Symptomatik einer PTBS (komplex oder nicht) sehr bewusst und deine Auflistung ist sicher richtig, aber eben auch unvollständig.
In meiner letzten stationären Therapie, die ich im vorherigen Post bereits erwähnte, gab es eine indikative Trauma-Gruppe, die von insgesamt 10 Patientinnen besucht wurde. 8 von diesen Gruppenmitgliedern haben selbstverletzendes Verhalten an den Tag gelegt, keine davon hatte eine Borderline-Störung. Im Gegenteil, viele (in Zahlen 6) mussten gegen eine Falschdiagnose kämpfen. Weil SVV allgemein mit Borderline gleichgesetzt wird. Und, wie du selbst in deinem Beitrag geschrieben hast, mit Therapieunwilligkeit.
Sprich: ich lass mir lieber den Arsch versohlen, als mich zu ritzen. Und das anstatt einer Therapie.
Und gegen genau diesen Satz wehre ich mich entschieden, denn ich habe das vollkommen anders erlebt.

Borderline bedeutet nicht zwangsläufig therapieunwillig. Oftmals haben Menschen mit dieser Störung einfach nur schlechte Erfahrungen mit Therapie. Unter anderem weil sie auf SVV reduziert werden. Eine BPS (Borderline Persönlichkeits-Störung) ist weitaus mehr als nur ritzen, genauso wie eine posttraumatische Belastungsstörung sehr viele unterschiedliche Ausmaße annehmen kann.

Deshalb bin ich entschieden gegen allgemeine Aussagen dazu, wie ich bereits in meinem ersten Post ausgeführt habe.
Und ich wehre mich, aus meiner Erfahrungswelt heraus, gegen solch allgemeine Aussagen, wie sie von dir, liebe VelvetSteel, getätigt wurden.

Sperling
Leider hat mein Ehemann Borderline.. und nein, der ritzte nicht! dafür hatte er andere Auffälligkeiten. Mir ist also auch die Komplexität dieser Erkrankung bekannt.

Doch ebenso habe ich sehr, sehr viele passive kennen gelernt, die eben ihre BPS ganz ehrlich mit SM kompensierten. Das also zu meiner Erfahrungswelt.

Und ein(e) Dritter wird sicher noch ganz andere Erfahrungen haben!

Und natürlich ist jeder einzelne Fall individuell und immer anders zu bewerten und zu behandeln. Nur wer eine psychische Erkrankung hat, der sollte zuerst fachliche Hilfe in Anspruch nehmen. Alles andere ist verantwortungslos und grob fahrlässig, sich selbst UND dem Partner gegenüber. Und das stelle ich bewusst pauschal in den Raum.
*****017 Frau
297 Beiträge
Ein Thema mit dem ich mich viel auseinandergesetzt habe, weil es mich irritierte, das mir das Lust bereitet,was mich vor Jahren tief und komplex verletzt hat..
Warum steh ich auf BDSM?
Ist das Folge dessen, was damals passiert ist und damit jede Session ein Stich in meine Wunden?
Dies Antwort meines Therapeuten dazu war, das es nicht wichtig ist, was die Ursache meines Hangs zu BDSM und Masochismus ist, sondern was eine Session in mir auslöst.
Und da dies für mich üblicherweise entspannend und befriedigend ist, ohne flashbacks und dissuziationen auszulösen, mehm ich es als gut und für mich "normal" an.
Anders wenn ich in einer Session getriggert werde (diese Tabus bespreche ich immer und trotzdem kanns passieren), muss es zum sofortigen Abbruch kommen, die Lust und der Spass ist sofort dahin.
*****gla Mann
244 Beiträge
Rein medizinisch-wissenschaftlich gesehen, ist jedoch eine Frau, die einmal vergewaltigt wurde nicht unbedingt zwangläufig auch traumatisiert.

ja, das gilt aber auch für die Vorhergenannten. Wenn ich mich recht entsinne ist die Rosenthalstudie da Bezugspunkt Nr 1, die nachgewiesen hat, dass selbst KZ-Überlebende nicht nötigerweise traumatisiert sein müssen. Das geht dann sehr schnell in Richtung Resilienzforschung etc, aber das führt hier zu weit.

Ich habe mich hier ertappt gefühlt. Weil ich das Trauma aus dem EP als irgendwie lächerlich angesehen habe, angesichts der Traumata, die es eben gibt und die ich selbst auch erlebt habe.
Ich habe in meiner letzten stationären Therapie mehrfach von Mitpatienten/innen gehört "was du hinter dir hast, da fühl ich mich klein, da bin ich so viel schwächer".

das war sicher nicht meine Absicht - aber ich kenn die beschriebene Situation und finde, sie ist eins der netteren Dinge, die man in dem Kontext erleben kann *zwinker* Also dass Menschen ganz von sich selbst aus sagen "du, mir is vollkommen klar, dass ich da auf ner anderen Ebene laufe" - und lustigerweise auch, dass sich das oft beide vollkommen überzeugt gegenseitig sagen. Wobei ich da auch explizit dazu sagen möchte, dass es natürlich auch nicht darum gehen darf, sein eigenes Licht unter den Scheffel zu stellen, nur weil jemand anderes "ja so viel mehr erlitten hat" und "so viel souveräner damit umgeht". Jeder hat sein Päckchen, manche haben auf der Ebene mehr Glück gehabt, aber eigentlich sind halt doch die Leute, die ohne Krankheit und ohne Trauma durchs Leben kommen die Minderheit *zwinker* Mal abseits davon, dass ich als Fremder aber selbst als Partner nicht in die Person rein gucken kann und die meisten Menschen ja eh ihre Alltagsmaske tragen ist persönliches Leid einfach nicht quantifizierbar (sagt der Quantiforscher) sondern individuell. Wenn wir Männer Kinder kriegen könnten, würde vielleicht auch nicht jede Grippe Weltuntergang bedeuten (_hust_ sorry, musste sein) *zwinker*
*******oice Frau
225 Beiträge
Hallo zusammen,
Ich denke auch, dass Traumata den gelebten BDSM beeinflussen können und umgekehrt..es ist ein Kreislauf. Nur sollte man sich gut genug kennen um zu wissen wo und wann die eigene Grenzen überschritten werden. Nicht so einfach, aber ich denke Erfahrungen bringen den Prozess in Gang
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