"Spiel" und "Sesssion" und "Schiller" haben was für sich!
@*******1988
Du sagst:
Ich persönlich mag die Bezeichnung „Spiel“ nicht, da dies für mich etwas unechtes/aufgesetztes mit sich bringt.
Genau deshalb mag ich den Begriff Spiel und finde ihn großartig und angemessen.
Wegen des Hinweises darauf, dass im Spiel andere Regeln gelten als im normalen Umgang - die Regeln im Spiel sind frei aushandelbar - im Spiel können auf der Basis von vorher hergestelltem Konsens ganz andere Dinge geschehen als im normalen Umgang zwischen Menschen.
Wenn im Spiel Top einvernehmlich Sub schlägt - spanking oder face slapping zum Beispiel
, dann ist das etwas völlig anderes, als wenn einer/eine den Partner/die Partnerin gegen deren Willen aus Wut oder im Streit schlägt, weil ihm/ihr die Argumente ausgehen oder z.B. der Partner/die Partnerin sich trennen will. Das wäre dann kein Spiel, dass wäre bitterer Ernst.
Schlagen aus Wut oder im Streit ist meinem Empfinden nach nicht BDSM - es sei denn, es wäre so vorher von beiden als akzeptabel definiert - dann wäre es eine spezielle Form von edge-play - wobei immer (!) zum Konsens gehört, dass er prinzipiell widerrufbar ist. Also wäre zumindest der zweite Fall, die entfesselte Wut und Aggression gegen einen die Beziehung verlassen wollenden Partner - völlig inakzeptabel. Schwüre wie "Ich gehöre für immer Dir, ich bin Dein Eigentum, ich werde immer Dein Sklave/Deine Sklavin sein", eintätowierte Eigentumsbekundungen oder Brandings sind romantische Fiktion
- sobald der Submission gewährende Partner sie wiederruft, sind sie Schall und Rauch.
Als ein wichtiges Element von BDSM erlebe ich, dass seelische oder körperliche Gewalt im sexuellen oder partnerschaftlichen Erleben sein dürfen, dass u.U. Schmerz oder Erniedrigung oder Freiheitsberaubung mit Lust besetzt sind, aber definitiv begrenzt auf die Kontexte und Gelegenheiten, auf die die beteiligten Erwachsenen sich vorher (!) einvernehmlich, wohl wissend um die Risiken und in Ausübung ihres autonomen Selbstbestimmungsrechtes, geeinigt haben. Und mag die Identifikation mit der angenommenen Rolle noch so intensiv sein - sie behält immer ihren widerrufbaren Charakter: deshalb Fiktion, deshalb Spiel. Das ist das Wertvolle an diesem Begriff.
Du sagst:
Und die Betitelung „Session“ suggeriert mir etwas temporäres.
Genau deshalb finde ich auch diese Bezeichnung für bestimmte Situationen im BDSM-Kontext angemessen und richtig:
Sie weist darauf hin, dass hier ein Prozess abläuft zwischen den Beteiligten, der einen Anfang hat, eine Mitte, einen Höhepunkt und ein Ende - dem ein Verhandeln vorausgeht, indem die Beteiligten vereinbaren, was geschehen soll im gemeinsamen Erleben, dann die entsprechenden Handlungen folgen und im Anschluss idealerweise eine Art Feedback und Aftercare stattfindet
- und danach hat dieser spezielle Prozess seinen Abschluss erreicht.
Dass natürlich einzelne Beteiligte sich darüber hinaus in einer auf Dauer angelegten Beziehung befinden können, bleibt vom Begriff "Session" für eine abgegrenzten Folge von sexualisierten BDSM-Handlungen ganz unberührt. Auch, ob die Handlungen in einem BDSM-spezifischen, öffentlichen Raum, also auf einer Play-Party, oder im Privaten stattfinden - er kann für beide Gelegenheiten genutzt werden und weist auf den temporären Charakter des Geschehens hin.
Zum Beitrag von @***ah
Im Übrigen möchte ich anmerken, dass ich den Beitrag von @***ah zu Schiller und zum Stoff- und Formtrieb sehr überraschend fand und bedenkenswert und ziemlich originell in diesem Zusammenhang. Wenn Du diesen Beitrag zu Deiner Frage dann als unangemessen abqualifizierst, indem Du sagst:
Wird... das hier jetzt eine Grundsatzdiskussion? Ich hoffe doch nicht!
und ihn kommentierst mit:
Bitte drückt mir nicht eure Lebensweise auf oder nutzt mein Anliegen um euch zu positionieren.
dann empfinde ich das als ziemlich respektlos
und keinesfalls als spielerisch.
Und Respekt gehört für mich zum BDSM auf jeden Fall dazu. Immer!
Respektlosigkeit finde ich akzeptabel nur als Fiktion und nach Vereinbarung - für kurze Zeit - in einer Session - temporär - im Spiel!