https://www.joyclub.de/my/3625934.bruehler_dom.html
Für alle die es interessiert habe ich mal beim Duden vorbei geschaut:
"inklinieren" (laut Duden: veraltet): neigen; eine Disposition/eine Neigung haben, einen Hang/eine Tendenz haben, hinneigen, tendieren
"periculär" hingegen steht weder im Duden, noch ist es auf diversen Webseiten, die sich mit Fremdwörtern beschäftigen, zu finden. Aber tatsächlich hat Anke Rohde darüber geschrieben: "Ein Entwicklungsmodell periculär- paraphiler Sexualdelinquenz Angesichts dieser beachtenswerten, genuin klinischen Auffälligkeiten und Störungen stellt..."
Tut mir leid, aber ich fand es schon in der Schule und im Studium unmöglich, wenn man sich durch den Sprachgebrauch (unübliche Fremdwörter, Fachbegriffe oder unnötige Schachtelsätze) von anderen Menschen abheben wollte...
In dieser Hinsicht die Bitte an Kamelienschnecke: Bitte noch mal auf Deutsch!
Die Unterteilung in inklinierenden (einvernehmlichen) und periculären (gefährlichen) Sadismus stammt nicht von Lydia Benecke sonder von Peter Fiedler, der sie in seinem Buch: Peter Fiedler: Sexuelle Orientierung und sexuelle Abweichung: Heterosexualität, Homosexualität, Transgenderismus und Paraphilien, sexueller Missbrauch, sexuelle Gewalt. BeltzPVU, 2004, ISBN 3-621-27517-7 veröffentlicht hat.
Dies Definition stellt die Basis da, um BDSM von periculärem, sexuellen Sadismus zu trennen.
Hier geht es nicht um Fremdwörter, und das sich Abheben von Anderen, sondern um feststehende, allgemein in der Litereatur anerkannte Definitionen, die eine Diskussion erst möglich machen, da so von gleichen Definitionen ausgegangen wird.
Kamelienschenke hat ja im EP eine stichpunktartige Definition der beiden Bereiche des Sadimus aufgeführt.
Zum EP:
Eine Unterscheidung im Vorfeld dürfte in den meisten Fällen schwierig sein. Periculärer Sadismus ist oft mit soziopathischen Störungen verbunden. Die Verbindung von zwanghaftem, sadistischen Handeln und dem gleichzeitigen Fehlen von Mitgefühl und Mitleid schaft die Basis für sehr gefährliche Persönlichkeiten. Zwar besagt die Soziopathie, dass der Betroffene keine Empathie empfindet, aber er kann durchaus die Gefühle Anderer erkennen und darauf entsprechend reagieren, um so durch Manipulation an seine Ziele zu kommen.
Das Hauptproblem sehe ich jedoch in dem fließenden Übergang zwischen inklinierendem und periculärem Sadismus. Leider ist es nicht so, dass es nur weiß und schwarz gibt, dazwischen liegt noch sehr viel grau.
Wenn wir die Definition für inklinierenden / einvernehmlichen Sadismus aus dem EP nehmen,
Der inklinierende sexuelle Sadismus zeichnet sich durch folgende Merkmale aus:
• Die sadistischen Praktiken werden nur im Konsens und Einvernehmen mit dem Partner ausgeübt.
• Die sadistischen Praktiken führen weder zu subjektivem Leiden noch zu sozialer Beeinträchtigung.
• Üblicherweise werden bei den sadistischen Praktiken keine schwerwiegenden Körperverletzungen zugefügt.
, sehen wir, dass alle drei genannten Kriterien sehr stark von der individuellen Definition und Wahrnemung der Spielpartner abhängen.
Betrachtet man z.B. TPE, CNC und DEBRIS, so dürfte das darin definierte Einvernehmen und der beinhaltete Konsens erheblich über das hinausgehen, was im sessionbezogenen Machtgefälle als Konsens und Einvernehmlichkeit angesehen wird.
Gerade im Bereich Fremdbenutzung, Verleih, Play Fight und Rape Play muss man sich klar sein, dass ein Spiel im Grenzbereich bedeutet, dass man im Grenzbereich zur Straftat spielt, und selbst wenn man im CNC-Bereich bleibt besteht hier die Gefahr von schwerwiegenden, psychischen und physischen Schäden, trotz Einvernehmen.
Geht man zu Public Disgrace ist auch hier der Übergang zur sozialen Beeinträchtigung fließend.
Und auch der Bereich des D/s bietet mit Konditionierung, Abhängigkeit und Hörigkeit einige Bereiche, die zu schwerwiegenden Folgen führen können.
Für viele ist aber gerade das Spiel in diesen Grenzbereichen das, was sie kickt, und die bewusste Grenzüberschreitung und die bewusste Grenzverschiebung macht für diese Menschen den Reiz aus.
Aus meiner Erfahrung aus 27 Jahren intensivem und extremen BDSM kann ich nur sagen, dass die Probleme/Unfälle und Übergriffe die ich in meinem Umfeld mitbekommen habe nahezu alle entweder bei extremen Grenzgängen, oder aber durch Selbstüberschätzung und Kontrollverlust, sei es bei Dom oder Sub, passiert sind.
Betrachten wir nun die Definition für periculären/gefährlichen Sadismus aus dem EP,
Periculärer sexueller Sadismus ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:
• Von inneren Zwängen angetriebene Handlungen, bei denen die Betroffenen die Selbstkontrolle verlieren.
• Die Betroffenen verstoßen gegen die sexuelle Selbstbestimmung der Partner.
• Dadurch erfüllen sie den Straftatbestand der sexuellen Nötigung oder Vergewaltigung, in Extremfällen kann dies in einem Tötungsdelikt münden.
,
so fällt auf, dass diese Kriterien eigentlich erst im Nachhinein und beim Vergleich von mehr als einer „Tat“ erkannt werden können.
Ist die Bevorzugung von bestimmten Sessionszenarien einfach nur eine besondere Vorliebe, oder ist es zwangsgesteuert?
Ist es noch inklinierendes TPE, CNC oder EPE, oder ist es schon der vorsätzliche, periculäre Verstoß gegen die sexuelle Selbstbestimmung des Partners?
Befasst man sich mit der Fachliteratur zu Sadismus im Zusammenhang mit Straftaten, so zeigt sich, dass periculäre Sadisten, auf Grund des Zwanghaften in ihrem Verhalten in ihrer Entwicklung zur Eskalation und Wiederholung neigen, also pedestinierte Serientäter sind.
Sich davor zu schützen ist schwierig, da ja ein Merkmal dieser Sadisten ist, dass sie nicht einvernehmlichen handeln, und somit dann einfach aus einer bis dato einvernehmlichen Handlung eine Vergewaltigung wird, wenn sie dadurch ihren Zwang befriedigen müssen.
Auch ist die Bandbreite an periculären Sadisten, was die Persönlichkeiten und Zwänge anbelangt sehr groß.
Vom sehr manipulativen „Hanibal Lecther“-Typ, bis hin zu Serienvergewaltigern im Park.
Wie kann man sich davor schützen?
Meines Erachtens nur durch Vorsicht und ausführliches Kennenlernen, in Kombination mit Covering.
Aber ein Restrisiko bleibt.