Sehr schöne Beiträge hier …
Hi und einen schönen guten Tag erstmal.
Ich habe hier sehr schöne Beiträge gelesen (ua. von vanBruns und Sean_Sirion, aber auch andere).
Es wurde zum Schluss schon mal gesagt, allerdings wollte ich es nochmal wiederholen, und von einer ganz anderen Seite veranschaulichen.
Ich denke, dass es kaum 100%ige devote, noch dominante Menschen gibt. Aber dazu gleich mehr.
Es gibt verschiedene Arten, wie wir ein Verhältnis zwischen Devot und Dominant berücksichtigen können:
Wenn wir von einer Standardnormalverteilung (in der Psychologie eine oft benutzte statistische Funktion) ausgehen, dann sind extreme (sogenannte Ausreißer) eher die Ausnahme. Extreme sind deshalb so schwer zu finden, da sie als Extreme kaum überlebensfähig sind. Erstens haben sie es schwer, ein gegenüber zu finden und zweitens sind die Voraussetzungen, die man dafür haben muss sehr vielfältig und dafür müsste man viele, wenn nicht alle erfüllen.
Ob eine Standardnormalverteilung hier greift, kann ich bei besten Willen nicht sagen, dafür bräuchte man verschiedene repräsentative Umfragen und Auswertungen.
Aus biologischer Sicht gibt es schon Unterschiede zwischen den Menschen und vor allen Dingen zwischen den Geschlechtern. Hier spielen die Hormone eine signifikante Rolle - Testosteron, Östrogene und andere. Diese Hormone steuern die Menschen mehr, als viele von uns wahr haben wollen. Ändert sich der Hormonhaushalt, ändert sich auch das Verhalten des Menschen.
Aber auch bei den Tieren ist festzustellen, dass es zwar dominante Alphamännchen gibt, diese aber 1. nur einen bestimmten Zeitraum die Anführer der Gruppe sind und 2. die kein einfaches Leben haben, denn der Rang wird oft angefochten von anderen, die auch denken, dass sie die Anführer werden können.
Das selbe könnte man nun aus soziologischer Sicht, aus kultureller Sicht mit verschiedenen Standpunkten betrachten usw. Es soll allerdings kein Fachvortrag werden (wozu ich auch zu wenig Informationen abgegeben habe und auch viele einfach nicht besitzte …), sondern nur aufzeigen, dass eine objektive "reine" "Dominanz" sehr unwahrscheinlich ist und auch, dass diese sich im Laufe verändern kann.
Diese Betrachtungsweise geht erstmal von einer objektiven Beurteilung aus …
Da gibt es aber noch die eigene Subjektive und die subjektive Beurteilung des Partners und die einer oder mehrerer Gruppen darauf.
Hier im Joy muss man sich selber Bewerten, ob und wie man ist. Devot, Dominant oder Switcher. Seine eigene Bewertung abzugeben ist sehr schwierig, denn diese ist immer relativ - relativ zu den anderen, die man bisher kennengelernt hat oder relativ zu dem, welche Definitionen man gelernt hat.
So gibt es Leute, die sich als 80% Dominant bezeichnen (20% also devot) und sich das Attribut "Switcher" anhängen. Andere Leute bezeichnen sich als Dominant und halten keine Wortgefechte aus oder wollen sie nicht. (Ich bitte um Nachsicht: Ich greife NIEMANDEN an, ich will nur aufzeigen, wie sehr sich unterschiedliche Selbsteinschätzungen nach Außen hin darstellen. Beide Ansichten der Personen sind korrekt und daran ist auch nichts zu rütteln).
Ist deren Selbsteinschätzung falsch?
NEIN. Sie haben nur andere Schwerpunkte und andere Verhaltensweisen, wie sie Ihre Art ausdrücken. So kann das erste Beispiel eine offene Lebenseinstellung besitzen, die alle Möglichkeiten in Betracht zieht, doch in seiner Lebensituation gemerkt haben, dass bisher so ein Verhältnis bisher vorliegt. Das 2. Beispiel verfolgt ein bestimmtes Interesse und ihm sind Wortgefechte einfach nur Kindergarten, keine wirkliche Herausforderung (diese Annahmen mache ich nur um ein Beispiel zu demonstrieren und sind auf keinen FALL die Gründe, warum die Personen das so machen).
Auch eine Gruppe kann die Wahrnehmung der Dominanz beeinträchtigen. Wenn nun ein paar Leute davon ausgehen, dass eine Person nicht dominant ist - sie sich ggf. zusammenschließen, um die Person zu diskreditieren, dann hat die Person ein Problem und ihre Dominanz wird nicht nur mit einem, sondern mit mehreren gleichzeitig verglichen … was nach Außen hin vielleicht als undominant später ausgelegt werden könnte … Wenn sich das manifestiert, hat auch eine relativ dominante Person den Ruf weg (ggf. als Dummdom oder ähnliches) und Probleme, sich tatsächlich durchzusetzten.
Das selbe ist auch bei einer einzigen Person … Wenn die Art der Dominanz, nicht zu dem passt, was die Person erwartet, dann wird das Gegenüber nicht als Dominant angesehen. So wird Höflichkeit oft mit Schwäche verwechselt und Taktik mit Devotion. (Im Umgekehrten Fall natürlich auch: Devotion mit Hilfslosigkeit - vielleicht nicht hier im Forum, aber bei Leuten, die sich nicht mit dem Thema auseinander setzten schon).
Zusammengefasst, was möchte ich sagen:
Meiner Meinung nach gibt es keine "Devoten" oder "Dominanten" Menschen. Fast alle Menschen haben beides. Die Frage ist nicht ob, sondern in welchem Ausmaß, wann und unter welchen Bedingungen.
Einige leben lieber in der devoten Haltung, andere eher in der Dominanten. Jeder sucht sich sein Gegenüber aus und hat auch Vorstellungen, wie es sein sollte. Allerdings korreliert die eigene Definition nicht immer mit der des Gegenübers und erst recht nicht mit der objektiven Betrachtungsweise.
Einige lassen sich von anderen (oder sich selbst) in eine bestimmte Ecke drängen, andere sind eher offener und differenzierter. Bei einigen passt es, wenn man sich die Gruppen ansieht, in die man sich selber gesteckt hat, und bei anderen passt es nicht. Es kann auch sein, dass wenn der "richtige" Partner da ist, dass man sogar das Lager wechselt oder auch, dass man das Lager gewechselt hat, aber es nicht mitbekommen hat …
Deshalb schaue ich nicht darauf, als was die Leute sich kategorisieren, sondern lerne die Personen erstmal kennen, bevor ich mir ein Urteil über sie erlaube … (und wenn, dann dient es nur einer Ahnung, als was sich die Person einschätzt).
Und ein Zitat von Nico Semsrott (aus dem Gedächtnis):
Ich bin noch nicht mal einer eigenen Meinung. Wenn ich aufwache habe ich eine ganz andere Meinung, als wenn ich was getrunken habe …
In diesem Sinne …
Lieben Gruß,
Kal