Ich stimme mit der Sichtweise, BDSM sei ein Spiel, insofern überein, als die Sache grundsätzlich auf Freiwilligkeit beruht und einen mehr oder weniger expliziten Konsens oder Metakonsens erfordert. Das bedeutet, solange nicht etwas völlig falsch läuft, können beide Partner theoretisch jederzeit aussteigen und somit das "Spiel" beenden.
Auch werden BDSM-Praktiken ja prinzipiell zum Zweck des beiderseitigen Lustgewinns ausgeübt und stellen insofern "freudvolle" Tätigkeiten dar, wie eben auch ein Spiel. Man kann in diesem Sinn durchaus von einer besonderen Variante des Liebesspiels sprechen, und mit der etablierten Bezeichnung "spielen" habe ich daher kein Problem.
Andererseits ist die Neigung auch für mich nichts, wo ich mal eben wie in eine Rolle beim Theater hineinschlüpfen kann, sondern tatsächlich ein Teil meines Wesens, meiner Persönlichkeitsstruktur – wenn auch einer, der nur unter besonderen Umständen zum Tragen kommt, auf meine Sexualität beschränkt ist und anständig getriggert werden muss, um aktiviert zu werden.
Wenn der Trigger bzw. das gefühlte Machtgefälle nicht stark genug ist, endet es im schlimmsten Fall in einem fürchterlichen Lachflash meinerseits – im besten Fall bleibt das Gefühl, das Ganze nur freiwillig mitzumachen und jederzeit aussteigen zu können. Das ist für mich dann nur "gespielt", freilich im negativen Sinn. Wo ich hinwill, ist vielmehr eine gefühlte Alternativlosigkeit; wo ich nicht anders kann, als "mitzuspielen", und die Möglichkeit zum Ausstieg sich erst auftut, wenn ich meine Grenzen erreicht habe. Das ist "spielen", wie es sein sollte.
*******wers:
Wo verortet ihr euch am ehesten?
Da, wo aus Ernst jederzeit Spiel werden kann, d. h. der Alltag in D/s umschlagen kann. Mit einem sehr ernsthaft gefühlten Machtgefälle, das jedoch auf die Sexualität beschränkt ist und nie den Charakter der (metakonsensuellen) Einvernehmlichkeit verliert.
*******wers:
Was bringt euch dazu, euch mehr auf der einen oder anderen Seite zu sehen? Welche Bedeutung hat das Spiel oder Nicht-Spiel für euch?
Wie oben beschrieben. Ich will ein Spiel, das sich nicht wie eins anfühlt. Und das insofern nicht optional, sondern absolut notwendig ist, als es tief verwurzelte innere Bedürfnisse und Neigungen stillt, die ein integraler Teil meiner Persönlichkeit sind.
*******wers:
Was glaubt ihr, was euch von denen unterscheidet, die sich eher auf der anderen Seite verorten?
Die Neigung ist bei verschiedenen Menschen unterschiedlich stark ausgeprägt. Grenzgänge und kompromissloser Metakonsens sind nicht jedermanns Sache. Der Unterschied liegt daher meines Erachtens darin, wie weit man zu gehen bereit ist, wie richtig es sich anfühlt und wie stark und tief verwurzelt die Neigung ist bzw. was ohne das Ausleben der Neigung noch von der eigenen Sexualität übrig bleibt.
*******wers:
Und was meinen die von der anderen Seite dazu?
Das müssen die selbst beantworten.