Also, ich persönlich finde ...
... man darf, kann und sollte sich ruhig über solche Zuschriften amüsieren (einzige Einschränkung m.E.: nicht losgelöst vom dazugehörigen Verhalten!).
Und man kann und sollte auch den einen oder anderen schadenfrohen Witz darüber reissen.
Und warum nicht auch in einem solchen Forum?
Ich weiß dabei wohl, dass die Grenze zur
"Hetze" fliessend ist und oft Eine/r es
"schon" als Hetze empfindet, während Andere sich
"noch" oder
"nur" schlicht darüber amüsieren - ohne sofort dabei böswillige Absichten zu hegen. Die graduellen Unterschiede zwischen Amusement und Hetze liegen schliesslich auch nicht immer weit auseinander, sondern manchmal sogar dicht beieinander; sie sind (wie erwähnt) oft nicht scharf gegeneinander abzugrenzen und werden zusätzlich sowohl vom jeweiligen Verfasser (Sender), als auch von potentiellen Lesern (Empfängern) häufig sehr verschieden und subjektiv empfunden, beurteilt oder eingestuft.
Und ebenso empfinde ich es als völlig in Ordnung, das Gegenüber auf derartige Fehler - je nach Schwere- und Häufungsgrad mal dezent, mal deutlich - hinweisen zu dürfen (egal, ob Orthografische oder Grammatikalische etc.), ohne dass man dabei sofort den Verdacht von Schulmeisterlichkeit verdient hat.
Bei alledem darf man übrigens nicht vergessen, dass Humor/Komik grundsätzlich oft auf
Schadenfreude basiert. Man bedenke das klassische "Clownsprinzip": Der Clown per se ist nicht witzig und
will es auch gar nicht sein. Ihm
passiert ein Mißgeschick nach dem anderen, er ist zutiefst tragisch. Er bleibt dabei aber unfreiwillig komisch. Er ist dem voyeuristischen Blick ausgeliefert und man lacht über sein Mißgeschick, wie er von einer Bananenschale auf die nächste, von einem Fettnäpfchen oder von einem Häufchen in's nächste tritt, ausgleitet und sich die Nase plattschlägt. Der
wohlwollende Zuschauer lacht dabei übrigens nicht nur aus Häme, sondern weil er sich darin auch wiedererkennt (denn wir hatten doch jeder schon einmal unsere eigene Bananenschale, nicht?). Der
Nicht-Wohlwollende schafft diesen gedanklichen Schritt nicht, wiewohl er dennoch mit Häme über den "Deppen" lacht (uneingedenk der Tatsache, dass er sich bei anderer Gelegenheit womöglich selbst schon zum Deppen gemacht hat).
Und der weiseste Clown (und Mensch) ist am Schluß derjenige, welcher über seine eigene Blödheit zu lachen oder schmunzeln oder auch zu reflektieren imstande ist. Womit wir beim Thema Kritikfähigkeit wären...
Ich persönlich freue mich über Hinweise solcher Art, denn ich lerne dann dazu bzw. bekomme zumindest eine Chance hierfür (und empfinde sie dabei selten als oberlehrerhaft). Wie oft erlebe ich in Diskussionen vielmehr, dass der "Schulmeister" selbst oft gar kein solcher ist, sondern lediglich aus der Ecke des Unbelehrbaren und Beratungsresistenten heraus mit dem Schimpfwort "Oberlehrer" oder "Schulmeister" lautstark belegt wird
(... während die wissende Gemeinde im Hintergrund einfach nur
stumm zustimmend nickt).
Und (!) warum ist Humor "political correct", warum soll man nur lachen/kritisieren/karikieren/spotten/kabarettistisch sein "dürfen", wenn jemand augenscheinlich
inhaltlichen Quark verzapft, aber wird umgehend (wie hier auch geschehen) gemaßregelt/sanktioniert, wenn man sich über die bisweilen formal fehlerstrotzende Variante bzw. den "lediglich formal inkorrekten Quark" lustig macht?
Die meisten wissen doch heute vom Verfall der Sprache (nicht nur der deutschen Spr.)!
Jaja, okay, ich höre schon den Aufschrei "Das darf man aber doch nicht so einfach denunzieren. Sprache ist eben lebendig, immer im Wandel..." - und diverse Formen von "Trashdeutsch" werden ja sogar zum Zweck des Kabaretts oder der Comedy
("Isch waiss, wo Dain Haus wohnt, Allder, voll krass! Wenn Du misch produzierst, dann isch Disch kickboxen Polyklinnik, hörstu?! ... ey, voll Daine Mutter!") regelrecht kultiviert und künstlerisch übertrieben; und sind
dann überraschenderweise "erlaubt-komisch", weil es einen Konsens darüber gibt, dass man zu diesem Zwecke offenbar darüber lachen und spotten "darf".
Dieses Klischee ist doch nur Klischee - wie übrigens jedes Klischee! - weil es
oft zutrifft.
Ich denke, alle hier wissen: Es gibt einfach Personen, Leute, Gruppen von Menschen, deren Mangel an Bildung/Intelligenz/Stil/Niveau/Kritikfähigkeit/oder/oder/oder sich in genau dieser Weise (im Verlust von korrekter, deutscher gesprochener und/oder geschriebener Sprache) manifestiert.
Und wenn sich jemand mir gegenüber mit dem Vorwurf, ich sei "arrogant", in die Brust wirft, weil ich ihn zuvor darauf hingewiesen habe, dass nicht
"ich achte mer, auf Inhald als auf Rächtschreibung, da bin ich hald tolleranter, vie du!!"
korrekt ist, sondern
"Ich achte mehr auf Inhalt, als auf Rechtschreibung, da bin ich halt/eben toleranter als Du!" (so bereits geschehen), dann weiss ich doch, wes' Geistes Kind mein Gegenüberschreiber ist, kann mir das Loslachen nicht verkneifen, erzähle dieses Bonmot gerne anderen, erfreue mich mit ihnen daran und sehe darüber hinaus von weiteren Verbesserungsvorschlägen ab.
Last but not least: Ich habe eine sehr gute Freundin. Diese habe ich in einem ähnlichen Kontaktforum kennen- und mögengelernt. In ihrer ersten Nachricht an mich (in grauer Vorzeit) schrieb sie damals:
"Hallo,
befor ich jetz zu schreiben begine sage ich es liebar gleich: ich habe eine Lese-Rechtschreibschwächhe. Hoffendlich nimst du das nicht zumgrund, mir Deswegn nicht zuandworten. Da ich dev bin schlage ich dir abar vor, das du mich einfach jedarzeit dominand verbessarn darfsd. --- Wenn ich viel falsch mach, du mich aber sonnst kuhl findsd kannsd du mich ja auch darfür bestrafen. ;-))))"
DAS ist was ganz anderes! Denn es lässt Mut, Offenheit und Kritikfähigkeit durchblicken. Und nach fast zehn Jahren bester Freundschaft schloß sie übrigens letzthin eine Mail mit dem Satz:
"... und die Zeit in ... , so kurz sie auch wieder gewesen ist (leider), war mal wieder extra-ordinär (kuck mal! Wortwitz!) und total lustig und einfach sehr entspannt. Schad, dass ich inzwischen so weit weg wohne. Hoffentlich können wir sowas andarmal bald wieder wiederholen. Tschau."
Ich denke, man sieht/liest, was ich mit
"der Chance, dazuzulernen" meinte.
Und Buchtsabenverwechlser werfe ich auch keinem vor. Kann jedem mal passieren.
Zwei Buchstaben verdreht - und schon ist der ganze Satz uriniert.
Abschliessend: "Wehr im ortograffischen Klashaus sizt, sollte nichd mit Arrogansvorwürfen schmeißen!" Und wer dabei sogar noch zugibt, dass dies aus mangelnder Mühe bei einer Zuschrift geschieht, von welcher man sich etwas erwartet*... der muss auch mal aushalten, dass man sich insbesondere über diese "Arrogansvorwürfe" gegen vermeintliche Schulmeisterlichkeit scheckig lacht...
*bei einem Bewerbungsschreiben gibt man sich doch auch Mühe, oder nicht?