Ich gehe davon aus, Du meinst Mentor im BDSM Kontext, nicht im allgemeinen, z.B. Zusammenhang (Hochschule, Unternehmen, usw.)
In der SZ ist Mentor / Mentee seit einiger Zeit als Beziehungsform ausweisbar.
(Warum so etwas öffentlich gemacht werden muß, erschließt ich mir nicht ganz ..)
Aber der Gedanke dahinter ist ein m.E. wichtiger Punkt.
Wenn es um so persönliche, intime, oft latente Fragen und Problemstellungen gehen soll, muß es zwischen Mentor oder Mentee eine vertrauensvolle, in gewisser Weise beziehungsähnliche Umgangsform geben.
Aber nicht mehr.
Sympathie, Vertrauen - ja.
Echte Zuneigung und Verliebtheit, checken der Beziehungsfähigkeit - nein.
Sobald das ins Spiel kommt, ergibt sich daraus ein gordischer Knoten, denn die Fragen, für die imho ein "Mentor" eine hilfreiche Rolle speilen kann, sind Beziehungsfragen ...
Ich habe mich selbst schon mehrmals in dieser Rolle wieder gefunden. Meistens fing es mit "harmlosen" Fragen oder Gesprächen an und mit beginnender Vertrautheit wurden die eigentlichen Zielsetzungen, die wirklichen Fragen erst nach Überwindung eigener Hemmungen gefunden.
Offenbar ist es einfacher, sich einer "neutralen" Person gegenüber zu öffnen, als jemandem, von dem man sich "mehr" erhofft oder verspricht.
Anfangs ging es auch gar nicht um konkrete BDSM-bezogene Fragen, sondern allgemeine Unsicherheiten.
• Die Hilflosigkeit ob und wie die eigenen Themen dem/der Parter(in) bzw. potentiellen Partner(in) offenbart werden können.
In der Rolle des etwas neutralen, Nicht-Involvierten konnte ich erfahren, dass Mann und Frau durchaus reflektionsfähig sind, aber die eigene Liebe, der Beziehungspartner, bzw. dessen mögliche Reaktionen nicht einschätzbar schien.
Hier in freundschaftlicher Verbundenheit offen Wege zu finden, hat oft mehr mit Fragen der Interaktion (Fragestellungen, Analyse, Motivationsuche usw.) zu tun, als mit dem Thema BDSM. Vielleicht waren es auch immer meine eigenen Kenntnisse und Erfahrungen, die hier gesucht und angenpommen wurden.
Oder einfach nur meine Fähigkeit zuzuhören, reden, erzählen zu lassen, Fragen zu stellen, ohne gleich Lösungen zu finden.
• Ein anderer Punkt ist der Umgang mit dem Erschrecken vor der Erkenntnis der eigenen Neigungen. Sich zeigen zu lassen, dass es nichts gibt, was es nicht gibt, (Bekannt machen mich anderen, ähnlich gesinnten Menschen, Parties, Literatur usw.), sowie Hilfestellung anzunehmen bei der Differenzierung zwischen Fantasie und real Erlebbarem, das erfordert offenbar auch eine Person, dem man/frau neutraler, angst- und stressfreier gegenüber steht.
• Die "handwerklichen" BDSM-Themen sind deutlich emotionsfreier, über diese zu sprechen oder sich Rat zu holen, ist für Antwortsuchende deutlich einfacher. Das können auch gute Freunde aus der Szene oder gute Seminare leisten.
Mit einem Mentor (mit o.g. Eigenschaften) kann es leichter sein, offen eigene Neigungen zu reflektieren, Ausprobieren, ggf. eigene Grenzen zu ertasten - aber wie gesagt, das muß nicht unbedingt ein Mentor nach meinem Verständnis sein.
nur meine Meinung bzw. meine gefühlte Erfahrung.
liebe Grüße + Micha