Im Fall des Falles...
Ein Paar macht eine Session und hat zuvor ein Safeword vereinbart.
Es kommt zu einer Situation, in der Bottom abrauscht und ein Abbruch der Session sinnvoll wäre.
A)
B nimmt diese Situation bewusst wahr, erkennt sie als dramatisch, hat den Schnabel frei und kann das Safeword aussprechen.
A1) Top hört das SW und reagiert entsprechend.
A2) T hört das SW nicht und wartet weiter auf ein SW.
A3) T hört das SW, reagiert jedoch nicht entsprechend.
B)
B nimmt diese Situation bewusst wahr, bewertet sie jedoch nicht realistisch (=dramatisch) bzw. ist gehemmt, das SW auszusprechen.
B1) T hört nix und wartet weiter auf ein SW.
C)
B nimmt die Situation nicht mehr bewusst wahr (ist "still" abgerauscht, in Extase, ...)
C1) T hört nix und wartet weiter auf ein SW.
In allen Fällen, in denen ein SW ausgesprochen und gehört/erkannt wird, braucht es also die Reaktion/Handlungsänderung des Tops, mit der er das in ihn gesteckte "Vertrauen" (auf den Abbruch im Notfall) erfüllt.
Wenn das SW ausgesprochen und gehört, aber nicht danach gehandelt wird, ändert das vereinbarte SW nichts am Vertrauensbruch/Arschlochverhalten des Tops.
Ein SW erzeugt hier also kein mehr an "Vertrauen", denn es kommt ausschliesslich auf die Vertrauenseinlösung des Tops an.
In allen Fällen, in denen ein SW kommuniziert werden kann, kann auch die Einschätzung der Situation bzw. Befindlichkeit durch B kommuniziert werden: Mein Arm schläft ein, ich habe einen Krampf, mein Kreislauf, ich muss aufs Klo, ich will nicht mehr (s. Omphale, Novotna).
Ein SW ist in genau den Fällen, in denen es verwendet werden könnte, nicht notwendig, mehr noch, es verzögert uU wichtige ausführliche Kommunikation.
In den Fällen, in denen ein Abbruch sinnvoll gewesen wäre, aber das SW von B
nicht ausgesprochen wird, werden kann oder auch nicht gehört/erkannt wird, ist es nutzlos, seine Vereinbarung führt zu keinem Mehr an Sicherheit.
Im Gegenteil, das Verlassen auf das Verwenden, die "Erwartung", das SW würde bei Notwendigkeit eines Abbruchs durch B ausgesprochen, führt zu einer Einbusse an Sicherheit, da auf das
SW "vertraut" wird und die reale Situation dem untergeordnet wird.
Das SW bewirkt hier also ebenfalls keinen Gewinn, es kann sogar einen Verlust an Sicherheit bedeuten.
Ein SW ist gerade kein Sicherheitsgurt oder Rettungsfallschirm, denn seine Vereinbarung ist weder Schutz noch Sicherheitsgewinn. Es ist nur das Schild an der Windschutzscheibe "Ich fahre sicher!".
Viel sinnvoller ist es, sich vorher kennenzulernen, Wünsche und Möglichkeiten abzuklären, Wege der verbalen und nonverbalen Kommunikation zu finden.
Ein SW kann das nicht ersetzen. Es täuscht nur eine scheinbare Sicherheit vor.