Neigung: "schon immer da" vs "angelernt"
Hallo zusammen!Nach Lektüre eines Interviews mit einem Sexualtherapeuten geht mir Folgendes durch den Kopf:
er spricht zwar "nur" von Sadomasochismus, aber ich denke, das ist für unsere Belange übertragbar auch auf Dominanz und Submission.
Jedenfalls unterscheidet er zwischen Menschen, die eine Neigung in dieser Richtung "schon immer" in sich gespürt haben, die also teilweise schon aus Kinder- bzw. Jugendtagen von bestimmten Phantasien berichten können und die ohne ihre Neigung quasi keinen befriedigenden Sex erleben können, und zwischen solchen, die durch jemanden oder etwas inspiriert wurden, neugierig gemacht wurden, bei denen eine bestimmte Person oder ein bestimmtes Erlebnis die Neigung gewissermaßen getriggert hat und die auch befriedigenden Sex kennen, in dem die Neigung keine oder nur eine untergeordnete Rolle spielt.
Er bewertet das qualitativ natürlich nicht.
Nachdem ich nun einige Zeit Mitglied dieser Gruppe bin, weiß ich, dass diese Unterscheidung zwischen "Neigung, die schon immer irgendwie da war" und "erst später durch irgendetwas ausgelöste Neigung" hier auch gemacht wird. Allerdings wird hier manchmal sehr wohl eine qualitätive Wertung vorgenommen. Das eine wird als authentischer betrachtet als das andere. Provokant könnte man sagen, dass Menschen, die ihrer Neigung erst später durch eine Begegnung oder ein Erlebnis entdeckten, gern als BDSMler zweiter Klasse gesehen werden.
Ich würde gern noch einmal auf den Punkt bringen, wieso diese Wertung oft vorgenommen wird bzw. ob sie inhaltlich tatsächlich Sinn macht und warum.